Wahrnehmungsfilter beeinflussen, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen und wie wir uns verhalten. Schauen wir uns nun einzelne Wahrnehmungsfilter im Detail und an Beispielen an.
Aktueller Modus:
Art und Weise des Seins, in der man sich gerade befindet, Zustand. Z. B. ist man konzentriert oder offen, im Arbeitsmodus oder im Feierabend- / Urlaubsmodus.
Beispiel: Jemand ist gerade im Verteidigungs- oder Angriffsmodus.
Weitere Beispiele für Wahrnehmungsfilter aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft findest Du in anderen Blogartikeln.
Video-Briefing
Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “Der königliche Eisberg”
So, aktueller Modus. Also, in welchem Zustand bist Du gerade? Meeting wäre extrovertierter Modus. Man interagiert, man spricht mit Leuten. Berechnungen / Analysen – introvertierter Modus, Planung.
So, oder hier. Exerzieren – Arbeitsmodus. Hier Romantisches Essen – Freizeitmodus. Passiert total oft in Beziehungen. Der Mann kommt nach Hause und ist noch … Also stell Dir vor, der war jetzt Feldwebel, also sprich irgendwie der, der die Leute am Exerzierhof im Militär herumscheucht.
So, der ist noch in diesem Modus und da diesen Modus noch nicht heruntergefahren. Oder hat es selber gar nicht gemerkt, dass er noch in diesem Modus ist. Er hat ihn einfach noch nicht wie ein Computer heruntergefahren und den neuen Modus hochgefahren.
So, jetzt kommt er nach Hause: “Wo ist das Essen? Kinder, wie sind die Noten?” Und das gibt natürlich Konflikte. Aber wenn man weiß, hey, der ist jetzt gerade noch in dem Modus oder die Frau hat ein schönes Candle-Light-Dinner vorbereitet und hat sich 2, 3 Stunden vorher in diesen Modus gebracht. Der Mann weiß aber gar nichts davon, hat meinetwegen noch ein Riesenproblem, hat das letzte Telefonat vor der Haustür beendet. Kommt jetzt da hoch, sie total im Romantik-Modus, er noch voll im Stress-Modus. Sie denkt sich: “Warum freut er sich nicht?”
Oder stell Dir vor, Du bist jetzt in diesem Modus und dann auf einmal quatscht Dich einer voll. Deine Reaktion wird nicht nett sein. Oder stell Dir vor, Du bist in diesem Modus und dann sagt jemand: “Können Sie mal kurz diese komplizierte Berechnung überprüfen?”
So, und Du musst einfach sehen und beobachten selber, in welchem Modus ist eine Person, damit Du ihre Reaktion und ihr Verhalten vorhersehen kannst? Als Beispiel: Sitze ich jetzt auf irgendeinem Stuhl und schau so, dann weißt Du, ich bin offen. Schweifender Blick interessiert, gelangweilt.
So, jetzt angenommen, ich sitze so da. Dann denke ich gerade nach oder bin konzentriert. Klar, wenn ich so da sitze, ist auch klar, aber musst halt hinschauen. So ein Fehler, den viele machen, sie nehmen den Modus, den sie vorher haben, mit in die neue Situation.
Gerade Führungskräfte machen oft den Fehler, dass sie dann diesen Führungsmodus mit nach Hause nehmen. Und die Frau will aber keine Führungskraft, klassisch. Die möchte den Ehemann und die Kinder schon erst recht nicht.
Teilnehmer: Ich habe da selber ein Beispiel. Wenn ich nach Hause komme, dann bevorzuge ich es, erst mal so 10 Minuten kurz Ruhe zu haben, um mich dann im Modus umzustimmen. Oftmals ist es so, ich komme durch die Tür, schon hat mir der Tag erzählt, wie er auf der Arbeit war und so weiter. Nicht mal eine Gegenfrage “Wie war Dein Tag?” und ist es denn eher klüger, mich vielleicht auf der Nach-Hause-Fahrt schon in diesen Modus umzuswitchen?
Alex: Das wäre verdammt logisch.
Teilnehmer: Oder, es ist eher klug, das anzusprechen: “Hey, lass mich doch 10 Minuten erst mal. Also ich bin ehrlich, ich habe keinen Bock jetzt in diesem Modus zu switchen. Ich habe erst mal Bock, 10 Minuten anzukommen.”
Alex: Alles fein. Dann darfst Du das aber nicht aus der Situation heraus machen, sondern dann musst Du das allgemein … Beim Abendessen musst Du dann so sagen: “So Schatz, das war sehr lecker, unser Essen. Nur eine Sache, die ich noch … Das weißt du wahrscheinlich nicht, aber schau. Pass auf, in der Arbeit … Und ich brauch einfach 10 Minuten für mich” und so und Du erklärst ihr einfach, wie Du die Welt siehst und was dann da bei Dir passiert.
Aber nicht aus der Situation heraus. Den Fehler machen die Leute immer, dass sie in der Situation heraus Dinge aufgreifen, nee. Im Kampfgetümmel hält man keine Vorträge. Verstehst Du, wie ich meine?
Jetzt angenommen kommst nach Hause und sie würde dich gleich anspringen, umarmen und Dir ihr Leben erzählen wollen, dann musst Du es halt in dem Moment ertragen und beim nächsten möglicher Gelegenheit ansprechen, dass Du sagst: “Hey, ich finde es eigentlich super und so weiter und ich versteh dich auch total, aber an dem Punkt bin ich einfach anders gepolt. Können wir das so machen? Weil dann ist es für uns beide besser?” und dann stimmt sie zu und wenn sie zustimmt, dann ist alles gut.
Aber nicht in der Situation. Nicht, sie kommt jetzt, sagen: “Hey, hör auf! Weißt du, ich brauch das”, das darfst Du auf keinen Fall machen, sondern in dem Fall musst Du es halt kurz ertragen, geistig aufschreiben, beim nächsten Mal aufgreifen.
Einfach noch was zum Verstehen für Euch. Schaut mal, erinnert Ihr Euch – also hier sind jetzt so unterschiedliche Altersklassen da – aber erinnert Ihr Euch, wie cool teilweise Partys in der Schule waren? Warum waren sie so cool? Ich sags Euch, sie waren deswegen so cool, weil man sie schon 2, 3, 4 Stunden antizipiert hat. Antizipieren heißt vorweggenommen. “Ah, toll. In 4 Stunden ist die Party.”
Du warst nicht gestresst, musstest nicht 100 Sachen erledigen und so weiter, hast Dich dann geduscht, angezogen, nochmal im Spiegel angeschaut, nochmal von vorne, von hinten, hast mit einem Freunden telefoniert: “Hey, wir verabreden uns, U-Bahn im hintersten Waggon.” So, dann warst Du noch gar nicht auf der Party. Dann fing es fing schon die Party Stimmung in der U-Bahn an und so, bis Du dann dort warst, warst Du so völlig im Partymodus. Egal wie schlecht diese Party war, Du warst einfach in Partymodus.
So, wie läuft es heute? “Was machen wir denn heute Abend? Freitag? Ah ja. Lass uns doch irgendwo etwas essen gehen und dann vielleicht noch in den Club gehen.” Okay. Super. Dann arbeitest Du bis 8. Um 9 ist der Tisch reserviert. Da hetzt Du dann hin, bist noch voll in diesem anderen Modus. Der nette Modus passt nicht zu einem alten. Und dann fühlt sich das wie aufgezwungen an.
Und Du bist ja nicht der Einzige, dem es so geht, sondern die, die mit Dir am Tisch sitzen, geht es 8 von 10 ähnlich. Wenn Du jetzt den Tag früher Schluss gemacht hast und Dich vorbereitet hast, ist es anders, aber das ist einfach das, was Du machen musst. Auch gerade das Nach-Hause-Fahren. Also auch ein gewisser Pendelweg von der Arbeit nach Hause hat seine Vorteile, weil man dort einfach den Modus herunterfahren kann.
Ich habe ja immer lange Zeit sehr nah dort gewohnt, wo ich auch gearbeitet habe, um die Wege kurz zu machen. Du bist sehr schnell, kriegst sehr viel gemacht. Der Nachteil ist, dass Du aufpassen musst, dass Du die Modi – der Plural von Modus – nicht überall zusammenmatscht.
Also ich will nur darauf hinweisen, auch das ist ein Problem. Und auch das ist einer der Gründe, warum Dir manche Sachen keinen Spaß mehr machen. Nicht weil sich die Sachen verändert haben, sondern weil Du die Modi zusammenmischt.