Wahrnehmungsfilter beeinflussen, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen und wie wir uns verhalten. Schauen wir uns nun einzelne Wahrnehmungsfilter im Detail und an Beispielen an.
Emotion:
Gefühle, (geistige) Empfindungen, die mitbestimmen, wie jemand seine Umgebung wahrnimmt und ihr gegenübersteht. Geistige und körperliche Reaktionen auf bestimmte Ereignisse, Erfahrungen oder Situationen. Dazu gehören z. B.: Freude, Trauer, Wut, Langeweile, Angst
Beispiel: Jemand, der verliebt ist, sieht die Welt anders als jemand, der gerade total gelangweilt ist.
Weitere Beispiele für Wahrnehmungsfilter aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft findest Du in anderen Blogartikeln.
Video-Briefing
Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “Der königliche Eisberg”
Emotion. Wir sind bei Wahrnehmungsfiltern und bei beeinflussenden Faktoren in der Gegenwart. Wir sind uns, glaube ich, auch einig, dass die Emotion, die eine Person gerade hat, seine Reaktion auf Deine Kommunikation beeinflussen wird.
Als Beispiel: Jemand ist wütend. Ich habe es schon mal anders erklärt. Wenn jemand wütend ist, dann betrachtet er alles als Angriff. Selbst wenn Du ihm was Nettes sagst … Also jemand, der wütend ist und Du schickst ihm einen Blumenstrauß, dann sagt es: “Das macht er nur, weil du ein schlechtes Gewissen hast”.
Wenn er wütend ist und Du sagst: “Oh, das tut mir leid.” Und dann denkt er im ersten Schritt: “Das sagt er nur, um jetzt herauszukommen.” Also egal was Du sagst, jemand, der wütend ist, wird alles als Angriff oder als Frechheit ansehen. Das musst Du wissen.
Genau genommen ist es wie so eine Art bewusstloser Zustand, bei dem alles auf Angriff steht. Du hast eine rote Brille auf, alles erscheint Dir fest, brutal und alles strömt auf Dich ein. Und Du bist der Meinung, Zerstörung ist das einzig Sinnvolle. Leute, die wütend sind, mit dem brauchst Du nicht zu sprechen. Das einzige Ziel, das Du versuchst, ist, sie down zu coolen.
So, wie holt man jemanden down? Man bestätigt ihn und widerspricht ihm nicht. Egal ob das, was er sagt, richtig ist oder nicht. Er ist momentan gerade so in einem Wut Koma, könnte man sagen. Also wir diskutieren nicht mit wütenden Leuten, wir beruhigen sie.
Oder jemand, der traurig ist. Wenn Du ihm jetzt irgendwas erzählst, wird er das Positive nicht wirklich wahrnehmen. Er wird eher das Negative wahrnehmen, weil er einfach sehr fokussiert ist auf Verlust und “Oh Gott, und das ist alles so schrecklich.” Er wird aus dem, was Du sagst, primär das Negative rausnehmen, das Positive ignorieren.
Jemand, der begeistert ist, wird Negatives komplett ignorieren, was auch nicht gut ist immer bei Entscheidungen. Es ist auch schlau, sich die Downside anzuschauen. Welche Nachteile könnte es denn haben? Und wird positive Dinge sehr wohl aufnehmen, wird die vielleicht sogar auch übertreiben. Wütend wäre eine rote Brille, traurig wäre schwarze Brille. Es erscheint alles sehr dunkel, begeistert wäre alle Farben leuchten doppelt so stark wie sonst.
Verliebt ist alles rosarot, alles weichgezeichnet, keine Ecken und Kanten. Verzweifelt ist irgendwo bei traurig, aber tiefer. Also es ist so eine Mischung aus Angst und oder … Du hast Angst, ängstlich, verzweifelt, das heißt, sieht keine Lösung und Rettung ist nicht möglich. So ticken diese Leute.
Wenn Du jetzt einem Ängstlichen sagst: “Ja, ist doch kein Problem”, dann greifst Du an, dann denkt er: “Na toll, aber ich bin doch so arm und schwach.” Verzweiflung ist ähnlich wie Wut. Den musst Du erst mal wieder beruhigen, de-stimulieren, ent-triggern, bis er wieder in einem ansprechbaren Zustand ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: auch in Bezug auf die vorherigen Sachen, die wir schon durchgegangen sind. Wenn Du zu jemandem kommunizieren willst, muss er immer empfangsbereiten Zustand sein. Er muss Zeit haben, er muss sich entspannt fühlen, er muss ihm Zuhörmodus sein, er darf geistig nicht woanders sein und die Emotion sollte positiv neutral sein. Falls dem nicht so ist, musst Du was machen?
Die Antwort lautet: Erst mal das sicherstellen. Also, bevor Du Deine Musik platziert, machst Du eine Set Up Zeit. Du musst ihm erstmal den Zustand bringen. Jetzt ist jemand total traurig. Dann sagst Du: “Mensch, du siehst traurig aus. Was ist denn passiert?” Hörst Dir das an, verstehst ihn, bestätigst ihm, dass er verstanden wurde. Und vielleicht versuchst Du, ihm vorsichtig zu helfen. Ist jemand wütend, coolst Du ihn Down. Ist jemand in einem anderen Modus? Sagst Du: “Du, pass auf. Mach doch vielleicht noch mal einen Spaziergang und wir treffen uns nochmal in 1 Stunde.”
Also Du startest keine Kommunikation, vor allem keine schwierige, wenn der nicht im richtigen Modus ist, ist das irgendwie klar? Wenn Ihr Euch fragt: “Ja, was meint er denn genau damit?” Also Ihr habt alle diese Fähigkeit als Kinder konntet Ihr das alles. Ihr wusstet genau, wann man Mama und Papa ansprechen muss, wenn man was haben wollte. Man hat ein Gefühl für: “Ah, die sind jetzt gerade gut drauf.”
Kinder sind Meister darin, zu sehen, wann man Mama oder Papa jetzt was aus den Rippen leiern kann. Stellt Euch einfach vor, Ihr wärt Kind und das wäre Eure Mama. Unabhängig von dem Druck, den Du jetzt hast. Man macht oft den Fehler: “Oh, ich habe keine Zeit. Das müssen wir in einer Viertelstunde abschließen, weil danach muss ich wieder XYZ machen.”
Nein, mach es nicht, lass es lieber, weil das wird einfach in die Hose gehen. Und das aufzuräumen wird zehnmal mehr Aufwand sein, als es lieber zu lassen. Mach es ordentlich oder gar nicht. Noch ein Punkt: Ich selber neigte früher auch gerne dazu, wütend zu werden. Vor allem, wenn Leute respektlos zu mir waren oder so oder einfach bei mir auf einen Knopf gekommen sind, irgendwas früheres getriggert wurde.
Der Nachteil von wütend sein ist: Du hast danach Halbtote am Boden liegen, Du zerschlägst ziemlich viel Geschirr. Das meine ich jetzt nicht wörtlich, aber es ist danach halt irgendwie gibt es Verletzte. Ich habe mir darüber nachgedacht, warum, obwohl ich das alles weiß, werde ich immer wieder wütend? Die Antwort, die finale, zu der ich gekommen ist: Es gibt ein Power, verstehst Du?
Du bist in einer defensiven Situation oder irgendwas stresst Dich und dann drückst Du den Wut Turbo Booster, den Hulk Modus und das habe ich da bei anderen beobachtet, es ist genauso. Also das ist wie so eine Doping Injektion. Du gehst in den Wutmodus und vorher warst Du defensiv oder am Verlieren und durch den Wutmodus bist Du am Gewinnen.
Das sieht aber nur so aus. Das ist nicht so! Ich habe mir das wirklich genau angeschaut. Es gibt nur einen Punkt, wo es wirklich sinnvoll ist, wütend zu werden. Und der ist bei körperlichen Auseinandersetzungen, weil Dir diese Wut zusätzliche Kraft verleiht. Aber bei allem, was nicht körperlich ist, also wo Du Dich wirklich mit jemandem prügeln musst, ist Wut sinnlos. Sie schadet mehr, als sie nützt.
Also lange Rede, kurzer Sinn: Ihr werdet mir Recht geben. Es ist ungefähr zehnmal mehr Arbeit, es wieder aufzuräumen, als von Anfang an die Contenance zu bewahren. Contenance bedeutet die Coolness. Darüber gibt es übrigens eine ganze Philosophie Gruppe, das sind die Stoiker, die sich einfach daran geübt haben, was auch immer ihnen passiert, immer schön, sich nicht die Laune verderben zu lassen.
Kann ich nur empfehlen. Beschäftigt Euch mal ein bisschen mit stoischen Sichtweisen. Du wirst feststellen, Du musst vielleicht jetzt keine stoische Sichtweise annehmen, aber ein stoisches Verhalten, egal was passiert, bleib immer schön cool. So wie bleibt man cool? Hatte ich auch schon gesagt. Die Erwartungen sind nach unten. Die Idee, ich verdiene … Es sollte so sein wie bei mir mit Respekt. “Ich verdiene Respekt. Ich erwarte Respekt.” wenn Du es nicht erwartest, regt es Dich auch nicht auf.
Ich will damit einfach sagen, Du musst die Emotionen als Faktor aus der Gegenwart mit berücksichtigen. Jetzt werdet Ihr sagen: “Das sind aber ganz schön viele Punkte. Ja, das da, das da. Modus … Was es da alles gibt.” Ja, und deswegen gibt es ja auch so viel Streit, weil es kompliziert ist.
Grundlegend kannst Du aber in 2 Punkte unterscheiden: Leichte Kommunikation. “Magst du ein Gummibärchen? Ja / Nö / Egal.” Wichtige, schwere Kommunikation. Dann wäre es besser, wenn Du sehr genau darauf achtet, dass Du alles richtig machst. Versteht Ihr, wie ich meine? Also Du musst das nicht immer machen, weil 95 Prozent der Kommunikation sind ja eher belanglos. “Hey, wie geht’s, wie war es heute?” Und so weiter und so weiter.
Aber wenn Du jetzt zum Beispiel möchtest, dass Dein Geschäftspartner, Dein romantischer Partner, wer auch immer einfach eine gewisse Art seines Verhaltens ändert oder so, weil es Dich nervt, dann wäre das zum Beispiel etwas, wo Du besser darauf achten solltest, dass die Emotion korrekt ist, der Modus korrekt ist, dass die Referenzwerte korrekt sind und so weiter, weil das halt heikel ist.