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Vokabeln und Fremdsprachen richtig lernen

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Vokabeln (also Wörter von Fremdsprachen) einfach so in sich hineinzufressen ist nicht der schlauste Weg. Auch hier gilt konzeptionelles Verstehen. Zunächst solltest Du verstehen, dass Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch etc. sogenannte indogermanische Sprachen sind.

Die „indogermanische Sprachfamilie“ ist die Gesamtheit aller Sprachen in einem weiten Gebiet von Westeuropa (germanisch) bis Indien (indo-), die sich aus einer gemeinsamen Ursprache entwickelt haben. Diese Ursprache wird „Ur-Indogermanisch“ (oder „Ur-Indoeuropäisch“) genannt.

Diese Sprachfamilien wurden durch verschiedene Einflüsse stark geprägt, wie z. B. durch das Latein der Römer oder die altgriechische Sprache.

Wenn Du nur einen kleinen Teil des Aufbaus dieser Sprachen verstehst, wird Dir das Lernen von Vokabeln und auch ein viel tieferes Verstehen von deutschen Worten sehr leicht fallen.

Hierzu musst Du verstehen, dass viele der indogermanischen Worte aus 2 Teilen bestehen:

  • dem sogenannten “Wortstamm” (z. B. “legen”)
  • der sogenannten “Vorsilbe” oder “Präfix” (z. B. “er-”, “um-” “ab-”)

Aus Vorsilbe und Wortstamm werden dann die Wörter kombiniert, wie z. B. “erlegen”, “umlegen” oder “ablegen”

Wenn Du jetzt weißt, dass jede Sprache 150+ Vorsilben hat und einige hunderte Hauptwortstämme, dann wird Dir sicher klar, dass das ziemlich viele Kombinationsmöglichkeiten ergibt. Eins ist aber sicher: Würdest Du einmal die Vorsilben (Präfixe) beherrschen, müsstest Du nur 1/150stel soviel lernen wie der Bulimielerner. 

Wenn Du jetzt auch noch weißt, dass die Vorsilben in den indogermanischen Sprachen oft sehr ähnlich sind, wäre es sicher ein gutes Investment, sich mit diesen auseinanderzusetzen.

Und jetzt kommt das Beste: Für alle Sprachen gilt das Pareto-Prinzip. Mit 1 % aller Vokabeln kannst Du rund 51 % aller Gespräche führen, mit 4 % schon 64 % und mit 20 % schon 80 %.

Im Spanischen kann man mit 2.500 Worten bereits über 90 % der Sprache verstehen. Um auf 95 % zu kommen, braucht man dann schon 25.000 Worte. Mehr zum Pareto-Prinzip findest Du in den Ressourcen.

Schauen wir uns die häufigsten Präfixe aus dem Lateinischen kurz an und einige sehr häufige Wortstämme:

Präfixe

ā*, ab: von, von weg: von; von … herab, von … wegpost: nach, danach
ad: zu, an, beidis: auseinanderprae: vor
ante: vorē, ex: aus, seitprō: vor, für, anstatt
anti: gegen, dagegenin: in, an, aufre: rück, zurück
contrā: gegeninter: zwischen, untersub: unten/r, unten an etwas
con / cum: mit, zusammen mitper: durch, hindurchtrans: über, über … hin / hinaus, hindurch

Wortstämme

ponere: setzen, stellen, legenDe-ponie = Weg-lege-Ort
Ex-position = Ausstellung
Prä-position = Voranstellung
Kom-position = Zusammenstellung
ire: gehenTrans-it = Hinüber-gang
Ex-per-i-ment = aus dem Durch-gehen
Ex-it = Aus-gang
currere: laufen, eilen, rennen, jagenKon-kurrenz = die, die zusammen wettlaufen
Ex-cursion = hinauslaufen
scribere: schreibenKon-skript = Zusammenschrift
Trans-kript = von Audio auf Text hinüber schreiben
gradi: gehen, schreitenre-gressiv = rückschrittlich
pro-gressiv = fortschrittlich
cadere: fallen, stürzen, untergehenDe-kadenz = Niederfall, kultureller Untergang
sonare: ertönen, erschallen, erklingenDis-sonanz = auseinanderklingen
Kon-sonant = mitklingender Buchstabe
ducere: führen, leitenIn-duktions-herd = hineinführen der Wärme 
Re-duktion = rückleiten, abbauen
De-duzieren = ableiten
mittere: schicken, senden, werfenTrans-mission = hinübersenden, übertragen
Re-mission = Rückgang eines Symptoms (med.)
lux: das Lichttrans-lucent = lichtdurchscheinend
sonstige:Ex-Frau = die Aus-Frau
Inter-city = zwischen Städten
Post-faktisch = ohne Rücksicht nach den Fakten

Willst Du eine Liste der Präfixe der jeweiligen Sprache, so google einfach “Liste Präfixe <Name der Sprache>”

Noch ein paar Tipps zum Sprachenlernen

  • Arbeite mit Vokabelkarten, bei der auf der einen Seite die Vokabel, auf der anderen Seite die deutsche Übersetzung steht. Am besten selbst- und handgeschrieben. So kannst Du diese immer wieder durchgehen. Die, die Du nicht kannst, werden aussortiert und immer wieder durchgegangen.
  • Versuche, das Wort selbst konzeptionell zu verstehen, anstatt es nur zu lernen. Zerlege es in
    1) Präfix, 2) Wortstamm und 3) Flexion ( = grammatikalische Anpassung je nach Satz).
    Beispiel: “Abwandlungen” → 1) ab- 2) Wandlung 3) -en (Mehrzahl)
  • Untersuche die Präfixe und Wortstämme auf ihre Herkunft, so erhältst Du eine konzeptionellere Idee über dieses Wort. Herkünfte findest Du z. B. im Duden. Alternativ: Google “Etymologie <Wort>” (Etymologie = Wortherkunft)
  • Verstehe das Wort “Grammatik”
    • Teil der Sprachwissenschaft, der sich mit den sprachlichen Formen und deren Funktion im Satz, mit den Gesetzmäßigkeiten, dem Bau einer Sprache beschäftigt; Sprachlehre (Duden)
    • oder einfach: Die Grammatik einer Sprache enthält die für alle einheitlichen Regeln, wie man aus einzelnen Wörtern Sätze baut, die von jedermann so verstanden werden, wie sie gedacht sind.
  • Benutze Vokabeln (während Du sie lernst) in sinnvollen Sätzen (= Anwendung) und versuche, Worte mit Bildern und / oder Konzepten zu verknüpfen, indem Du Dir das Konzept des Wortes bildlich vorstellst.
  • Sprache lernt man durch Sprechen, nicht wirklich aus Büchern. Deine Muttersprache hast Du als Kleinkind schließlich auch zunächst durch sprechen gelernt. Wir alle haben eine gewisse “Sprechhemmung” bei neuen Sprachen, denn wir wollen nicht wie ein Idiot klingen. Hilft aber nichts, da musst Du durch.
  • Irgendwann wirst Du ein Sprachgefühl entwickeln. Du magst im Deutschen nicht alle Grammatikregeln kennen, trotzdem hast Du ein Gefühl dafür, ob etwas falsch oder komisch klingt.

Video-Briefing

Video Vorschau

Weitere Ressourcen

RADG-Kapitel: Pareto in der Anwendung

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Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “High-Tech-Lernen (& -Lehren)”

Vokabeln und Fremdsprachen richtig lernen

Vokabeln, also Wörter von Fremdsprachen, einfach so in sich hineinzufressen, ist nicht der schlaueste Weg. Auch hier gilt konzeptionelles Verstehen. 

Zunächst solltest Du verstehen, dass Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch etc. sogenannte indogermanische Sprachen sind. Die indogermanische Sprachfamilie ist die Gesamtheit aller Sprachen in einem weiten Gebiet von Westeuropa (germanisch) bis Indien (indo), die sich aus einer gemeinsamen Ursprache entwickelt haben. Diese Ursprache wird Ur-Indogermanisch oder Ur-Indoeuropäisch genannt. Nicht dazu zählen zum Beispiel Russisch, Türkisch, auch ein paar Sprachen aus dem höheren Norden zählen nicht dazu und so weiter. Aber trotzdem, die meisten Sprachen, mit denen Ihr hier in Europa zu tun habt und die auch in der Schule gelehrt werden, sind eigentlich indogermanische Sprachen.

Diese Sprachfamilien wurden durch verschiedene Einflüsse stark geprägt, wie zum Beispiel durch das Latein der Römer oder die altgriechische Sprache. Wenn Du nur einen kleinen Teil des Aufbaus dieser Sprachen verstehst, wird Dir das Lernen von Vokabeln und auch ein viel tieferes Verstehen von deutschen Worten sehr leicht fallen. 

Hierzu musst Du verstehen, dass viele der indogermanischen Worte aus zwei Teilen bestehen – vielleicht ist das bei Russisch genauso, weiß ich nicht –, dem sogenannten Wortstamm (zum Beispiel “legen”) und der sogenannten Vorsilbe oder Präfix (“prä” heißt “vor” und “fix” kommt von “facere”: “machen”, das Davormachen, Vorsilbe). Aus Vorsilbe und Wortstamm werden dann die Wörter kombiniert, wie zum Beispiel “erlegen”, “umlegen” oder “ablegen”

Wenn Du jetzt weißt, dass jede Sprache 150 plus (also so in der Größenordnung) Vorsilben hat und einige 100 Haupt-Wortstämme (also wir reden jetzt von den Nomen, von den Namenwörtern), dann wird Dir sicher klar, dass das ziemlich viele Kombinationsmöglichkeiten ergibt.

Eins ist aber sicher: Würdest Du einmal die Vorsilben, also die Präfixe, beherrschen, müsstest Du nur 1/150 so viel lernen wie der Bulimie-Lerner, der es sich einfach nur reindrückt, ohne es zu verstehen. 

Wenn Du jetzt auch noch weißt, dass die Vorsilben in den indogermanischen Sprachen oft sehr ähnlich sind, wäre es sicher ein gutes Investment, sich mit diesen auseinanderzusetzen.

Und jetzt kommt das Beste: Für alle Sprachen gilt das Pareto-Prinzip. Mit 1 Prozent aller Vokabeln kannst Du rund 51 Prozent aller Gespräche führen, mit 4 Prozent schon 64 und mit 20 Prozent schon 80.

Im Spanischen kann man mit 2.500 Worten bereits über 90 Prozent der Sprache verstehen. Das ist nicht bei jeder Sprache so, aber im Spanischen ist es so. Um auf 95 Prozent zu kommen, braucht man dann schon 25.000 Worte.

Mehr zum Pareto-Prinzip findest Du, wenn Du den QR-Code scannst. Dort sind die entsprechenden Kapitel aus Reicher als die Geissens hinterlegt. 

Schauen wir uns die häufigsten Präfixe aus dem Lateinischen kurz an und einige sehr häufige Wortstämme. So, hier haben wir die Präfixe, die muss ich jetzt nicht unbedingt alle einzeln fürs Video vorlesen, die schaut man sich einfach an. 

Auch hier, das kannst Du sogar googeln, KI fragen: “Gib mir alle Präfixe, sortiere sie nach Pareto, sortiere sie nach Häufigkeit”, kann man alles machen. Aber wenn man die richtigen Fragen nicht stellt, weil man das Pareto-Prinzip nicht versteht oder weil man übergeordnete Prinzipien nicht versteht, dann weiß man auch nicht, wonach man die KI fragen soll. 

Du musst nur sicherstellen, dass die KI auch eine ähnliche Definition von Prinzip hat wie Du. Deswegen kann es sein, dass Du der erst mal erklären musst, was ein Prinzip ist, so wie Du es meinst. 

Dann hast Du hier zum Beispiel – also jetzt gehen wir sie mal kurz durch – “a, ab”: “von, von weg”; “ad”: “zu, an, bei”; “ante”: “vor”; “anti”: “gegen, dagegen” und so weiter; “sub”: “unter, unten an etwas”; “trans”: “über, über … hin / hinaus, hindurch”; “per”: “durch, hindurch”. 

Also zum Beispiel: Ein Transvestit ist jemand, der, wenn Du hier “trans”, der “über” seine alte Kleidung “hinaus”gewachsen ist, also der hat praktisch die Kleidung gewechselt. Ein Intercity ist etwas, das zwischen Städten fährt. 

So, und jetzt schauen wir uns mal die Wortstämme aus dem Lateinischen an. Das sind nur Muster, das kannst Du Dir alles aus ChatGPT raussuchen lassen oder rausgooglen.

“Ponere”: “setzen, stellen, legen” – Deponie – ein Weglege-Ort, eine Exposition ist eine Ausstellung, eine Präposition ist eine Voranstellung, eine Komposition ist eine Zusammenstellung. 

“Ire” – jetzt musst Du nur wissen, das Wort “ire”, also zum Beispiel im Imperativ (also Befehlsform – “Geh!”) heißt im Lateinischen “i”. So, und “it” heißt “er geht”. Ja, also das hat … “ire, is, it, itis, imus, itis …” – Keine Ahnung, ich weiß es nicht mehr genau, wie es gehen. Teilweise hören die sich ähnlich an, aber die werden halt auch noch konjugiert oder dekliniert, also gebeugt, und dadurch: Ex-per-i-ment. Also wenn Du das jetzt mal anschaust, dann kommt das aus durch gehen, aus dem Durchgehen, etwas, was Du aus dem Durchgehen lernst. Ex-it: Aus-gang. 

Was Ihr aber auch noch wissen müsst, man muss das Wort auch noch aussprechen können. Deswegen gibt es dann teilweise … zum Beispiel hier: “a, ab” – manchmal muss man einfach den Konsonanten weglassen, weil man sonst das Wort nicht mehr aussprechen kann. Weil wenn zu viele unterschiedliche Konsonanten hintereinander sind, dann kannst Du es nicht mehr aussprechen. 

So, das heißt also, Du hast diese Präfixe und auch die Wortstämme, die stimmen schon so, aber das wurde halt dann eingedeutscht, sodass das Wort sich flutschig anhört. 

Oder “currere” – die Konkurrenz, die, die zusammen wettlaufen; die Exkursion, ein Hinauslaufen; oder die Karriere kommt vom Gleichen, laufen, ein Wettlauf, eine Karriere. Konskript, Transkript. Regressiv, progressiv. Dekadenz – Niedergang, Niederfall. 

“Ducere” – also mein Sohn spricht … Wir haben das noch “ducere” [gesprochen “duzere”] gelernt, er lernt es jetzt “ducere” [gesprochen “dukere”]. Wir können keine Römer mehr fragen, wie man es genau ausgesprochen hat. Aufzeichnung hat auch keiner. Ich bleibe jetzt mal bei meiner Sache. 

Oder “Fiat Lux”, das war, glaube ich, irgend so eine Religionsgemeinschaft, Sekte oder was auch immer. “Fiat Lux”: “Es werde Licht”, heißt das eigentlich. Und der Fiat heißt “es werde” oder der Volvo heißt “ich rolle” oder “Audi” heißt “hör” oder “horch”

Und so kam das übrigens zustande, dass der Gründer von Audi Horch heißt, ich glaube sogar August. Jetzt habe ich mich gerade mit fremden Federn geschmückt, das hat hier gerade jemand gesagt, weil ich habe zuerst gesagt, er heißt Hör, dabei heißt er Horch. Der hat an seine Automarke verkauft, inklusive Namensrechte, und hat sich dann gesagt: “Mensch, ich möchte aber noch eine neue gründen, aber was für einen Namen packe ich da rein?” Und da hat er sich auf seine Lateinkenntnisse verlassen und hat es dann Audi genannt, was so viel heißt wie “hör” oder “horch”

Sonstige: Exfrau – die Aus-Frau; Intercity – zwischen Städten; postfaktisch – ohne Rücksicht nach den Fakten. Übrigens Fakt kommt auch wieder von “facere”: “machen”, also etwas, was gemacht wurde und nicht nur geredet. Also irgendetwas, was man anfassen kann.

Hier unten steht noch: Willst Du eine Liste der Präfixe der jeweiligen Sprache, so google einfach “Liste Präfixe” und dann Name der Sprache – Spanisch. 

Oder auch so, im Spanischen – das lerne ich jetzt gerade ein bisschen, jetzt nicht wahnsinnig intensiv. Ich komme da irgendwie mit Spenglisch klar, also eine Mischung aus Spanisch und Englisch, und Händen und Füßen und zur Not dem iPhone-Übersetzer. Aber zum Beispiel fast alles, was im Englischen auf -y endet, kannst Du eigentlich mit -dad ersetzen, also “university” – “universidad”.

Du merkst dann auch irgendwann, wenn Du das mit Endungen … Also Du hast grundlegend ein Präfix, einen Wortstamm und vielleicht noch eine Endung. Mehr haben die meisten Sprachen nicht. Was davor, einen Wortstamm und was dahinter. Dann kriegst Du relativ schnell raus, wie das funktioniert, wenn Du einmal diese Prinzipien hier verstanden hast. So, wenn Du das jetzt noch mit Pareto kombiniert und sie untereinander kombinierst, ist das alles gar nicht mehr so schwierig.

Sehr schön. Hatten wir noch eine Frage dazu?

Teilnehmer: Also mir persönlich fällt es unglaublich schwer, Fremdsprachen zu lernen. Mir ist es persönlich auch unangenehm, zum Beispiel, dass ich nicht fließend Englisch sprechen kann, obwohl meine Mitarbeiter es können. Lesen ist kein Problem für mich, aber das wirkliche Sprechen ist ein Riesenthema. 

Ich lerne die Vorsilben, sage ich mal, nach Pareto, und konzentriere mich erst mal darauf und kann dann zumindest versuchen, die Hälfte schon mal zu schaffen. So ungefähr in der Quintessenz?

Alex: Nee, das Problem, warum Du es verstehst, aber nicht sprechen kannst, ist, weil das Begreifen fehlt. Und das Begreifen bei Sprachen heißt “Sprich”. Du kannst ja mal ausprobieren, trink mal drei, vier Bier und schau mal, wie Du dann Englisch sprichst. Du wirst wahrscheinlich feststellen, Du sprichst viel besser, weil Du dann die Hemmungen nicht mehr hast. Also die meisten Leute, wenn sie betrunken sind, sprechen viel besser die Fremdsprache, als wenn sie nüchtern sind. 

Da hilft einfach nur eins: Urlaub machen dort, wo man nur das spricht. Also Englisch, zum Beispiel Texas. Die können dort kein Wort anders. Na gut, Texas versteht auch keiner. Sie sprechen so, als wenn sie noch einen Kieselstein im Mund hätten. Oder Alabama. Also fahr irgendwo hin, wo sie einigermaßen amerikanisch sprechen, nimm keinen deutschen Mitfahrer mit, fahr allein hin und bleibe dort zwei Wochen. Das ist die Lösung. Das ist die einzige. Oder für Schüler, okay, Austauschschüler oder einfach mal im Klassenunterricht mitmachen. 

Schau, die Sprache ist erst mal so in Deinem analytischen Bewusstsein und die muss einfach zum Werkzeug werden. Weißt Du, die ist momentan noch Wissenschaft bei Dir im Kopf und die muss zum Werkzeug werden.

Und ohne Zwang geht es da nicht. Also ohne iPhone, ohne Übersetzungs-App, einfach so ran und dann einfach mit Leuten sprechen. Und Du wirst feststellen, das geht. Die sind auch ganz geduldig, weil … Also bei mir entschuldigen sich manchmal welche, die sagen: “Mensch, entschuldige, ich habe so einen russischen Akzent”, sag ich: “Du, dein Deutsch hört sich hundertmal besser an als mein Russisch. Das existiert nämlich nicht.” Oder außer “njet” und “da” kann ich nicht viel. Na, “kalinka” kriege ich auch noch hin, das heißt, glaube ich, Beere. Und so weiter. Also mehr kann ich da nicht. 

Der Trick ist einfach wirklich reden. Und dann einfach mit Händen und Füßen. Und irgendwann gewöhnst Du Dich an das, dass Du der Depp bist gerade, und irgendwann findest Du es lustig, und dann fängst Du an, Deine Fähigkeiten auszupacken. Also musst Du einfach durch, hilft nichts.

Hast Du schon mal gehört, dass Leute sagen, sie sprechen sechs oder sieben Sprachen? Genau. Ihr werdet auch feststellen, es wird mit jeder Sprache einfacher, weil Du dann … das Wissensnetz sich aufbaut, Du immer mehr Sprach-Zusammenhänge erkennst, Du immer mehr Wortstämme kennst. Was aber schwierig ist, wenn Du jetzt auch noch Mandarin und Russisch mit Indogermanisch kombinierst. Also dann musst Du sagen, der kann schon richtig was.

Dann noch ein paar Tipps zum Sprachenlernen. Arbeite mit Vokabelkarten, bei der auf der einen Seite die Vokabel, auf der anderen Seite die deutsche Übersetzung steht. Nicht gekauft, selber angelegt bitte, handschriftlich. Schön schreiben, weil, noch mal, das ist schon der erste Durchgang, geht schon in Deinem Bewusstsein über. Am besten selbst- und handgeschrieben. So kannst Du diese immer wieder durchgehen. Die, die Du nicht kannst, werden aussortiert und immer wieder durchgegangen. Aber irgendwann musst Du die anderen auch wieder durchgehen. 

Versuche das Wort selbst konzeptionell zu verstehen, anstatt es nur zu lernen. Zerlege es in Präfix, Wortstamm und Flexion (das ist die grammatikalische Anpassung an den Satz). Beispiel: “Abwandlungen” – erstens “ab” wäre das Präfix, “Wandlung” der Wortstamm und “en” wäre die Mehrzahl. 

Untersuche die Präfixe und Wortstämme auf ihre Herkunft. So erhältst Du eine konzeptionellere Idee über dieses Wort. Herkünfte findest Du im Duden, alternativ google “Etymologie” (was so viel heißt wie Wortherkunft) und das Wort. Dann wirft er das aus. Oder Du kaufst Dir das etymologische Wörterbuch von Kluge. Das ist so ein blauer Wälzer, ist aber sauinteressant. Kann man – habe ich schon mal hier erwähnt – kann man auch wirklich drin blättern, findet man echt witzige Sachen, auch zu Sprüchen und so weiter. Also auch gerade zu Idiomen, also zu Redewendungen. 

Dann verstehe das Wort “Grammatik”. Es ist Teil der Sprachwissenschaft, der sich mit den sprachlichen Formen und deren Funktion im Satz, mit den Gesetzmäßigkeiten, dem Bau einer Sprache beschäftigt, die Sprachlehre. War jetzt schon wieder fast kompliziert, obwohl es schon die einfachste ist. 

Also Du hast Wörter, habe ich auch schon mal erklärt, und Grammatik ist, wie ordne ich die Wörter an, wie hänge ich was hinten dran, so dass man weiß, wer zu wem, mit was und in welcher Reihenfolge?

Also sprich, die Wörter allein geben ja noch keine Richtung vor. “Max schlagen Franz” – Du gehst davon aus, weil bei uns der erste Fall vorne steht, dass es erst mal Max war. Aber Du kannst auch “Schlagen Max Franz” – dann denkst Du auch, Max schlägt Franz, aber wenn… es ist nicht klar. 

Wenn Du jetzt aber dort hast “Max schlägt Franz” oder “Max und Franz schlagen” bedeutet ja ganz was anderes. Oder “Franz schlägt Max”, “Max schlägt Franz”

So, anhand der Regeln über Satzbau – Grammatik – wissen wir einfach: Diese drei Wörter, was ist damit als Gesamtkonzept gemeint? Das ist Grammatik. Wie man die Wörter aneinanderreiht und verbindet und beugt, sodass ein größeres Konzept herüberkommt. Also ein Wort ist ein kleineres Konzept. Grammatik ist: Wie baut man die kleinen Konzepte zusammen, so dass man sich gepflegt unterhalten kann, ohne allzu viele Missverständnisse zu haben?

Es ist übrigens so, Asiaten haben ein Problem, grundsätzlich, dass es viele asiatische Sprachen gibt, die haben ein Wort, das hat 20, 30 Bedeutungen, und zwar völlig andere. Also ich sage mal jetzt, nicht nur ein bisschen ähnlich und auch nicht gegensätzlich, sondern das eine heißt Stuhl, das andere heißt Haarnadel. Und je nachdem, wie Du das betonst oder sonst irgendwas – und wir würden das als Europäer gar nicht raushören –, heißt es eben das eine oder das andere.

Das Problem dabei ist, dass sie es aber selber auch verwechseln. Und die deswegen wirklich teilweise so roboterhaft werden, in Anführungszeichen, weil sie sich schon gewöhnt haben an diese ganzen Schmerzen der missverstandenen Worte. Und je mehr völlig unterschiedliche Bedeutungen ein und das gleiche Symbol hat, desto stressiger ist die Sprache, wenn Du so möchtest. Weißt Du, weil so viel Missverständnispotenzial da ist. 

Oder einfach: Die Grammatik einer Sprache enthält die für alle einheitlichen Regeln, wie man aus einzelnen Wörtern Sätze baut, die von jedermann so verstanden werden, wie sie gedacht sind. 

Also das Obere war Duden, das Untere habe ich dann mal schriftlich so formuliert. 

Benutze Vokabeln, während Du sie lernst, in sinnvollen Sätzen. Das ist Anwendung, begreifen. Benutze sie direkt in Sätzen – nicht einfach die Vokabel hundertmal hintereinander sagen, sondern am besten in unterschiedlichen Sätzen benutzen – und versuche, Worte mit Bildern und / oder Konzepten zu verknüpfen, indem Du Dir das Konzept des Wortes bildlich vorstellst.

Also Du stellst jetzt das … Sagen wir jetzt beispielsweise, das spanische Wort für Scheiße heißt “mierda”, dann würde ich mir halt so einen schönen Haufen vorstellen oder viele Haufen, einer von einer Kuh, einer vom Schwein, einer von meinen Pfauen, die ich bei mir auf der Finca habe, und so weiter, würde ich mir so vorstellen und dann so “mierda”. Und dann stell ich mir vor, wie ich reingetreten bin und “Mierda!” sage. Oder dann ist mir ein Stein aufs Auto gefallen, “Mierda!”. Und das machst Du so ein paarmal mit diesen Vorstellungen und dann: “Ah, jetzt habe ich das intus!” 

… und versuche Worte mit Bildern und / oder Konzepten zu verknüpfen, indem Du Dir das Konzept des Wortes bildlich vorstellst.

Also das wichtigste Wort, was Du in Spanien eigentlich beherrschen musst, ist “puta”. Das ist ähnlich wie das Wort “fuck”. Also das heißt nicht nur unbedingt “Prostituierte” oder “Hure”, sondern es heißt alles Mögliche. So “Puta mierda!”, so “Verdammte Scheiße!”, es wird auch so als Fluch benutzt, es wird auch als “Boah, ist das cool!”, also als alles Mögliches wird es benutzt.

Sprache lernt man durch Sprechen, nicht wirklich aus Büchern. Deine Muttersprache hast Du als Kleinkind schließlich auch zunächst durch Sprechen gelernt. Wir alle haben eine gewisse Sprechhemmung bei neuen Sprachen, denn wir wollen nicht wie ein Idiot klingen – vor allem, wenn wir uns in der Sprache so komfortabel fühlen und das zur Perfektion können. 

Das gilt aber nicht nur für Sprachen. Es ist ein allgemeines Problem, was Neues zu lernen, weil Du bist in irgendeinem Bereich wirklich in Power, Du hast es voll drauf und jetzt fängst Du woanders praktisch als Hilfsarbeiter an. Deswegen gehen die Leute immer in ihre Komfortzone zurück. Du musst es aber genießen, Hilfsarbeiter zu sein. Also Du darfst nicht ein powervollen Zustand mit völliger Erfahrung mit Hilfsarbeiter verwechseln, also wo Du praktisch völlig neu anfängst, sondern das eine ist das eine und das andere ist der Beginn eines Abenteuers. So musst Du sehen und dann wirst Du feststellen, ist das viel lustiger. 

Hier bist Du zwar in Macht und kennst alles, dafür ist es aber auch langweilig. Hier ist der Beginn eines Abenteuers. Wenn Du es so siehst … Von dem Abenteuer erwartest Du ja nicht, dass Du alles kannst, oder? Hilft aber nichts, da musst Du durch. 

Noch ein Tipp: Wer von Euch hat irgendeinen Lieblingsfilm, den er schon fünf- oder zehnmal angeschaut hat?

Bei meinem Sohn war es so, der hatte auch immer das Problem mit Englisch. Dann habe ich gesagt: “So, Sohn, das war jetzt eine viel zu schlechte Note in Englisch. Jetzt musst du richtig ran. Ich schwöre dir, du wirst dich jetzt mindestens 20 Stunden hintereinander mit Englisch beschäftigen!” Und er schon so “Aaahh”. Sag ich: “Ja, du nimmst jetzt einfach alle Star-Wars-Filme, die du eh auswendig kennst, und hörst sie einfach mal auf Englisch. Aber mit begreifen! Wenn du sagst: ‘Häh, wie war das noch mal?’ und so weiter, bisschen zurückspulen und so weiter und so weiter. Mach das mal.” 

So, das heißt also, Du musst das Schöne mit dem Unangenehmen verknüpfen. Oder Du lässt ein Kind Comics lesen, die es eh mag, auf Englisch. Oder einen Asterix, den es eh kennt. Nicht etwas, was man nicht mag, mit noch etwas verknüpfen, was man nicht mag. Also man mag die Sprache schon nicht, dann verknüpft man es nicht mit Zwang.

Kennt Ihr irgendjemanden, der Zwang mag? Außer Kunden von Dominas. Also normalerweise mag man keinen Zwang. Man mag Wahlfreiheit. Und wenn Du jetzt etwas eh schon Unangenehmes mit etwas noch Unangenehmerem paarst, dann ist es ja beim genauen Drübernachdenken unwahrscheinlich, dass man sich dazu hingezogen fühlt. Sollte man also anders machen. Das Unangenehme mit einem Angenehmen paaren, wenn es möglich ist. 

Irgendwann zum Sprechen zwingen. Es geht übrigens relativ schnell. Die Sprechhemmung verlierst Du nach zwei Wochen, also zwei Wochen Urlaub. Aber bloß nicht mit Frau, Freund oder irgendeinem Deutschen fahren – alleine. Auch nicht auf Mallorca Urlaub machen, wenn Du Spanisch sprechen willst, oder nicht auf Palma. Da gehst Du in irgend so ein Dorf, mietest Dir da in irgend so einer Pension was, wo einfach keine Sau Englisch spricht, und hast auch kein Auto, sondern nur zu Fuß. So, dann musst Du ja irgendwie Brötchen bestellen. Und dann hast Du halt ein Wörterbuch und so weiter und so weiter. Glaub mir, nach zwei Wochen läuft die Sache. 

Und Kinder haben das halt nicht. Da haben es die meisten ja gelernt. Die haben nicht die Angst, sich lächerlich zu machen. Die machen es auch nicht so kompliziert. Und auch bei meinem Sohn bei Englisch war es irgendwann so, also der konnte schon sprechen und der konnte auch schreiben, aber er hat halt so Grammatikfehler gemacht. Und dann hat er mir gesagt: “Ja, wo stehen denn die Grammatikregeln?” Sag ich: “Keine Ahnung, das ist bei mir 30 Jahre her. Ich kann aber sagen, es hört sich uäh [verzieht Gesicht] an, was du da gerade gesagt hast.” 

Und das nennt man dann Sprachgefühl, das man irgendwann kriegt. Weißt Du, dass Du irgendwie [verzieht Gesicht]: “Nee, das hört sich irgendwie komisch an.” Und dieses Sprachgefühl kriegst Du halt dann durch englische Hörbücher. 

Bei mir ist es zum Beispiel auch jetzt noch so, es gibt viele Informationen, die mich interessieren, nur auf Englisch, die gibt es woanders gar nicht, finde ich gar nicht auf Deutsch. Ich bin also gezwungen, es so zu konsumieren. Dadurch, dass ich auch oft in den USA bin oder auf irgendwelchen Conventions, wo praktisch aus der ganzen Welt Leute sind, die nur Englisch sprechen, blieb mir gar nichts anderes übrig.

Also im Jahr 2000 habe ich dann mal ein halbes Jahr in Amerika verbracht und danach habe ich perfekt gesprochen. Ich weiß, aber nach zwei Wochen war ich ein neuer Mensch. Zwei Wochen dauert es ungefähr, ist gar nicht so schlimm. Ich kann heute Vorträge frei auf Englisch halten. Das hätte ich mir damals noch nicht vorgestellt. 

Aber es ist primär in Deinem Kopf und die mangelnde Übung – muss man einfach durch, hilft nichts. 

Und wie gesagt, Kindern ist es wurscht, die plappern einfach drauflos und dann werden sie korrigiert oder hören noch mal hin und dann ist alles schön.

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