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Zu schnell zu große oder zu schwierige Schritte (zu steiler Gradient)

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Als ich mit 18 den Führerschein gemacht habe, hatte ich einen Fahrlehrer, der mir kurz alles erklärte, und mich dann (quasi sofort) direkt in den Berufsverkehr von München schickte. Dort war ich so beschäftigt mit Schulterblick, Kupplung etc. und so im Stress, dass ich völlig mit der Situation überfordert war. Ich machte Fehler über Fehler und konnte auch in den folgenden 20 Fahrstunden nichts dazulernen. Der Gradient war einfach zu groß.

Mein anderer Fahrlehrer machte es besser: Er hat mir erstmal erklärt, wofür eine Kupplung überhaupt da ist. Dann hat er mich nur diese eine Sache auf einem leeren Parkplatz üben lassen, bis ich sie konnte und mir langweilig wurde. 

Erst dann gingen wir zum nächsten Schritt über, dem Schulterblick. Als ich kuppeln und Schulterblick langweilig fand, kombinierten wir das mit Blinken usw.

Gerade in der Ausbildung in Bezug auf Anwendung wird dieser Punkt oft falsch gemacht – es wird in zu großen Schritten vorgegangen. Die vorherige, grundlegendere Aktion ist noch nicht wirklich sicher verstanden und kann komfortabel getan werden, man geht jedoch schon zum nächsten Schritt.

Oder: Man kann das “Paket” (= korrekt prüfungskonform abbiegen) nicht tun, weil man die Einzelteile des Paketes nicht getrennt geübt hat.

Es wird Dir dann so gehen wie mir damals: Ich fühlte mich überfordert, völlig verwirrt, war total verspannt und mit mir beschäftigt, bekam außen herum nichts mit und machte andauernd Fehler in der Anwendung, obwohl ich die Theorie kannte.


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Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “High-Tech-Lernen (& -Lehren)”

Zu schnell, zu große, zu schwierige Schritte. In Kurzform: Selbst ein 70-jähriger könnte den Mount Everest besteigen, wenn er klein genug die Treppen hätte und genügend Raststätten und Hotels auf dem Weg. Ja? Er bräuchte dann vielleicht zwei Monate, um da oben zu sein. Aber jeder könnte kommen. 


So, das heißt: Bist Du in dem Thema nicht so fit oder hast Du nicht die Begabung dazu, wähle kleinere Schritte. 


Beispiel: Als ich mit 18 den Führerschein gemacht habe, hatte ich einen Fahrlehrer, der mir kurz alles erklärte und mich dann quasi sofort nach fünf Minuten … “Also, ja, das ist die Kupplung, die Schaltung, die Handbremse. Guck mal, hier ist der Blinker, du weißt ja, Seitenblick …, so, ab auf die Straße!”


München! Es war ein Vorort von München, aber da geht es auch zu. Und mich dann quasi sofort direkt in den Berufsverkehr von München schickte. Dort war ich so beschäftigt mit Schulterblick, Kupplung etc. und so im Stress, dass ich völlig mit der Situation überfordert war. 


Und ich bin nicht langsam im Kopf. Ich war völlig überfordert und überwältigt. Ich machte Fehler über Fehler und konnte auch in den folgenden 20 Fahrstunden nicht wirklich was dazulernen. Ich konnte mich nicht verbessern. Ich war viel zu busy. Der Gradient war einfach zu groß.


Dann hat ein anderer Fahrlehrer übernommen. Also, ich habe den dann irgendwann gewechselt. Dann sag ich: “Ja okay, also scheinbar …” Und das Problem ist ja: Du kriegst ja dann die Idee: “Pah, ich kann das nicht.”  So machst Du dann Deine Glaubenssätze und so weiter … Ja? Kein Mensch kann das so! Das war einfach ein echtes Arschloch. 


Mein anderer Fahrlehrer machte es besser. Er hat mir erst einmal erklärt, wofür eine Kupplung überhaupt da ist. Dann hat er mich nur diese eine Sache auf einem leeren Parkplatz üben lassen – nämlich nur anfahren –, so lange, bis ich mich gelangweilt habe. Dann kuppeln, bremsen, hochschalten, runterschalten, blinken und so weiter. 


Erst dann gingen wir zum nächsten Schritt über: dem Schulterblick. Als ich Kuppeln und Schulterblick langweilig fand, kombinierten wir das mit Blinken und so weiter. Und zwar jeden Schritt einzeln, solange, bis ich ihn konnte.Drei Stunden.


Und auf einmal, auf der Straße: “Oh, da ist ja ein Stoppschild”, “oh, da ist ja Vorfahrt”, “oh, da wird es ja gerade gelb.” Auf einmal konnte ich das alles sehen. Vorher nicht, weil ich war total introvertiert (Alex macht gekrümmte Gesten], in mich gekehrt.


Und Du kannst Leute wirklich fertigmachen mit zu steilem Gradienten. Und das musst Du auch erkennen als Lehrer, dass Du sagst: “Oh, lass uns mal zurückgehen, lass uns mal jeden Schritt stabil machen.”


Gerade ein steiler Gradient tritt vor allem in Anwendung auf. Also beim Lernen allein ja, Du theoretisch, klärst dann die Worte: “Ah, habe ich verstanden, Orientierung und so weiter …” Aber wenn Du was tun sollst und Du fühlst Dich verwirrt, ist der Trick: Gehe einen Schritt zurück. 


Weil das, was Du gerade tust, ist nicht das Problem, sondern das davor ist das Problem! Also nochmal: Das, was Dich scheinbar verwirrt, ist nicht das Problem, sondern das davor ist nicht stabil genug.


Deswegen habe ich die 20 Stunden auch nichts dazugelernt, weil ich nicht sehen konnte. Warum konnte ich nicht sehen? Weil ich so beschäftigt geistig war mit meinen ganzen Basics. Deswegen sage ich auch meinen Leuten aus den Unternehmer-Coachings immer: “Freunde, Ihr müsst die Basics draufhaben, sonst werdet Ihr überfordert im Tun.”  


Gerade in der Ausbildung, in Bezug auf Anwendung, wird dieser Punkt oft falsch gemacht – es wird in zu großen Schritten vorgegangen. Die vorherige, grundlegendere Aktion ist noch nicht wirklich sicher verstanden und kann komfortabel getan werden. Deswegen hörst Du auf, wenn der andere beginnt, sich zu langweilen. Das bedeutet komfortabel. 


Also nochmal: Die vorherige, grundlegendere Aktion ist noch nicht wirklich sicher verstanden und kann komfortabel getan werden. Man geht jedoch schon zum nächsten Schritt. Also immer wenn Du Dich verwirrt fühlst, sag: “Was wäre denn der Schritt davor, der grundlegender ist?” 


Oder: Man kann das Paket, nämlich korrekt prüfungskonform abbiegen – in dem Fall Fahrschule –, nicht tun, weil man die Einzelteile des Pakets nicht getrennt geübt hat. Vorbild “Karate”: Ich fand es als Schüler immer total dämlich. Ja? So, Du machst: “Hu,hu …” [Alex macht Karate Bewegungen mit den Händen.] Als erstes Stehen, dies, das, jenes. 


Aber es ist sehr sinnvoll, das wussten die schon. Einen Schritt so lange machen bis er Dich langweilt, dann den nächsten Schritt, dann den nächsten. Damit aber den Schülern und jungen Leuten nicht langweilig wird, wäre es schlau … 


Also, wenn ich jetzt Karate Lehrer wäre, würde ich ihnen erst mal erklären, warum wir das so machen, damit sie das verstehen. Weil die Kombination so … Aber ich will ja nicht – ich sage mal – ein Jahr lang fünf Bewegungen üben und dann noch ein Jahr lang wieder fünf Bewegungen, dann … Das ist ja demotivierend, weil Du scheinbar keinen Fortschritt machst.


Ich würde das jetzt anders machen, um die motiviert zu halten, weil “motiviert zu sein” ist auch wichtig. Ich würde immer sagen: “So sehr schön, Freunde, jetzt machen wir die erste halbe Stunde, machen wir mal wild. Also ich zeige euch schnell irgendwelche Sachen und ihr macht jetzt einfach mal wild, so dass ihr seht: ‘Wow, ich kann es anwenden, ich kann damit was tun’. Nachdem ihr jetzt gesehen habt, wie chaotisch das ist, machen wir jetzt davon die Einzelteile.”


So, dann würde ich sie die Einzelteile machen lassen. Dann würde ich sie am Abend das nochmal machen lassen. Dann sage ich: “Seht ihr, jetzt habt ihr euch schon verbessert.” Und dann würde ich die Einzelteile immer weiter ausdehnen, bis sie sehen: “Wow, es macht wirklich Sinn, die Einzelteile zu machen.”


Es würde nämlich dann, wenn Du diesen Fehler machst – es eben nicht die Einzelteile zu üben –, gehen wie mir damals. Ich fühlte mich überfordert, ich war völlig verwirrt, war total verspannt und mit mir beschäftigt, introvertiert, bekam außen herum nichts mit und machte andauernd Fehler. Klar, wenn Du blind bist, machst Du Fehler. Machte andauernd Fehler in der Anwendung, obwohl ich die Theorie kannte. Und dann wertest Du Dich ja selber ab, sagst: “Ich bin ein Idiot.” Und dann kommt diese sich selbsterfüllende Prophezeiung und so weiter und so weiter. 


Und es ist einfach nur mangelndes Wissen über: wie man es tut. Das war unter den sechs Hindernissen: zu schnelle, zu große und zu schwierige Schritte, zu steiler Gradient. Es gibt noch mehr Hindernisse, aber es sind die sechs, von denen ich gesehen habe, in der Ausbildung von Mitarbeit von Leuten, in der heutigen Zeit sind das die sechs schlimmsten.


Frage zu diesem einen Hindernis?


Teilnehmerin: Genau. Also, jetzt mal, wenn jetzt zwei oder drei Mitarbeiter gleichzeitig anfangen, dann haben wir immer die, die größere Gradienten gehen können und die, die kleinere gehen können. Und die Erfahrung zeigt immer, dass die, die größere gehen, dann sagen: “Na ja, der andere stellt sich ja so dämlich an.” Und entweder wird dann gleich interpretiert: der hat keine Lust, das besser zu machen oder sie fühlen sich unfair behandelt, weil sie dann mehr machen müssen.


Also wenn man sie ihrem Gradienten nach fördert, dann meinen sie immer, sie müssten mehr tun als der, der länger braucht. Wie würdest Du das lösen?


Alex: Das ist ziemlich leicht zu lösen. Zunächst einmal würde ich sagen: “Es gibt hier so ein schönes Bildchen.” Das wirst Du später gleich sehen. [Eine Grafik mit Tieren wird eingeblendet.] Um eine faire Auswahl zu gewährleisten, war die Prüfungsaufgabe für alle gleich: “Klettert auf den Baum!” Man beachte den Goldfisch. Und so ist es auch. 


Jeder von den Leuten hat andere Talente. Das würde ich vielleicht, wenn es immer wieder ein Problem ist, würde ich es einfach vorweg sagen, gleich schon beim Onboarding: “Jeder von euch hat andere Talente, andere Erfahrungen, einen anderen Lebensfilm. Die Leute, die schon einige Erfahrung haben oder die Skills schon mitbringen, wie es hier drin ist, die werden wir nicht aufhalten, sondern fördern! Nicht aufhalten, sondern fördern! Und die Leute, die dann noch die eine oder andere Lücke haben, die werden wir auch fördern und werden aber darauf achten, dass wir fördern, aber nicht überfordern.”


So, jetzt hast Du die Guten gebauchpinselt und die Schlechten nicht falsch gemacht. Gut, schlecht – gibt es ja eh nicht, aber Du weißt, was ich meine. Das würde ich dann einfach, wenn das immer wieder ein Problem ist, würde ich das voransetzen. Ich würde mir aber eher eine Frage stellen an Deiner Stelle: was das für ein komisches Mindset ist? Also, so überhaupt. Da würde ich erst mal hineinhorchen. 


Hier empfehle ich: “Menschen verstehen”, also “Der königliche Eisberg”. Da würde ich aber mal reinhorchen. Also jeder normale Mensch freut sich ja, wenn er höherwertige Arbeit machen kann. Also ich als Auszubildender, da machst du erstmal: Kaffee kochen, Akten sortieren, dämliche Idioten-Arbeit. 


So, in dem Moment, wo ich higher skilled bin – da, wo ich höhere Fähigkeiten habe –, setzt man mich ja in bessere und wertvollere Aufgaben ein. Also ich verstehe gar nicht, worüber man sich da beschweren kann. Es sei denn, Sie machen gern den Depp. 


Wenn ich ganz ehrlich zu Dir sein soll, fürchte ich, dass Du da so ein paar Leute unter Dir hast, die einfach gern Zwietracht säen, also sprich: gerne komische Ideen, die Leute haben, verstärken. 


Also jeder hat ja irgendwie komisch Ideen: mein Mann ist blöd, mein Freund hört mir nie zu, meine Kinder wollen immer nur das Beste von mir, nämlich mein Geld und so. Und jeder hat ja irgendwann mal komische Ideen. 


Und wenn man Dich jetzt – gerade in dieser Situation und die hast Du einmal und zwei Tage später hast Du die wieder vergessen –, wenn man Dich jetzt aber ins Recht setzt, dauernd darauf: “Stimmt, keiner weiß das zu schätzen, außer ‘ich’ natürlich” und “Ja, Du armes Hascherl” und “Lass’ dir das nicht gefallen …” und so weiter und man fokussiert sich darauf, dann wirst Du auf einmal zum Problemfall.

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