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Wann Du bei Systemen besonders vorsichtig sein solltest – Fehlende Historie

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Wenn Du ein System nicht zumindest mit erschaffen hast UND seine Historie nicht zu 100 % kennst UND nicht wirklich ALLE Daten hast, kannst Du es NIEMALS verbessern. Du wirst nur Schaden anrichten. Die Chancen stehen ca. 1:200 gegen Dich.

Beispiel: Dein Bruder hat ein aufwändiges Smart-Home-System eingerichtet. Eines Tages stellst Du fest, dass der WLAN-Router zu langsam ist, und beschließt, diesen zu wechseln. Wahrscheinlich wirst Du dabei fürchterliches Chaos anrichten, da Du die Historie und die Zusammenhänge nicht genau kennst.

Beispiel: Du hast einen neuen Partner und lernst seine Familie kennen. Aus Deiner Sicht ist der Umgang in der Familie Deines Partners sehr kühl und ablehnend. Du versuchst, vermittelnd einzugreifen – weißt aber nicht, dass der Vater früher die Kinder und die Mutter geschlagen hat, weil er selbst als Kind von seinem Vater misshandelt wurde. Durch Dein Eingreifen reißt Du alte Wunden wieder auf …


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Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “Systemisches Denken”

So, fehlende Historie. Wenn Du ein System nicht zumindest mit erschaffen hast und seine Historie nicht zu 100 Prozent kennst und nicht wirklich alle Daten hast, kannst Du es niemals verbessern. Du wirst nur Schaden anrichten. Die Chancen stehen circa eins 200 gegen Dich. In Kurzform: Das ist ja auch das, was die Amerikaner immer versuchen. Die versuchen irgendwie ein System zu verbessern, von Afghanistan oder von wem auch immer oder tun zumindest so oder sagen es zumindest.

Aber nehmen wir mal an, Sie würden die Wahrheit sagen, dann wäre das schon per se nicht möglich, weil Sie ja die Historie verstehen müssten. Zum Beispiel die Chinesen, die werden ja als Gefahr dargestellt. So, aber die Chinesen haben noch nie in ihrer Historie irgendwen angegriffen. Noch nie! Die sind aber immer angegriffen worden oder vergewaltigt worden in Form von Opium-Kriegen und so weiter durch die Engländer und so weiter, und so weiter. 

Das heißt, sie haben einfach in ihrer DNA: “Sei misstrauisch bezüglich des Westens.” Und wenn Du die Historien von etwas nicht kennst oder die der Russen, warum die so sind, wie die sind, dann verstehst Du sie nicht. 

Wenn die Leute von außen nicht wüssten, dass wir irgendwann mal ein Nazideutschland gehabt hätten, würde sich ja auch jeder denken: “Warum sind die Deutschen eigentlich so Opfertypen? Warum laufen die die ganze Zeit in gebückter Haltung durch die Gegend? Warum kann da keiner sagen: ‘Hey, ich finde Deutschland super!’?” Kannst Du ja nicht. Jedes andere Land kann das. Wir nicht. Würde kein Mensch verstehen ohne die Historie – ob es sinnvoll ist oder nicht, sei mal dahingestellt, aber es ist damit zumindest verstehbar. 

So, und wenn Du jetzt ein System nicht mit aufgebaut hast und die Historie davon kennst, wie es sich entwickelt hat, was hat funktioniert, was hat nicht funktioniert und so weiter, und so weiter, verstehst Du es nicht wirklich. 

So, und deswegen: Ihr als Unternehmer, wenn Ihr ein System aufbaut, dokumentiert: Was habt Ihr getestet? Was hat nicht funktioniert? Was war dann? Was war der nächste Schritt? Was waren die Statistiken davon? Dadadadada. Warum? Weil Eure Nachfolger, die Ihr vielleicht irgendwann mal haben wollt …, wäre schlau, wenn Ihr anhand der Dokumentationen denen die Historie beibringen könntet. Okay.

Beispiel: Dein Bruder hat ein aufwendiges Smart-Home-System eingerichtet, mit dem man alles steuern kann. Eines Tages stellst Du fest, dass der WLAN-Router zu langsam ist – Du bist natürlich kein Spezialist –, und beschließt diesen zu wechseln. Wahrscheinlich wirst Du dabei fürchterliches Chaos anrichten, da Du die Historie und die Zusammenhänge nicht genau kennst. Also, Du kannst doch nicht einfach irgendwo reinfummeln.

Frage: Welche der anwesenden Damen kocht gerne? Keine? Na gut. Welcher der anwesenden Männer kocht gerne? So weit ist es gekommen. So, die, die gerne kochen: Wie toll findet Ihr das, wenn Euch einer helfen will? Ungefragt? Nein. Warum? Weil man Angst hat, die pfuschen einem rein. Wenn Du aber jemanden um Hilfe bittest, sagst: “Kannst Du mir dabei helfen?”, findest Du das gut. Richtig?

So, auch das muss man einfach wissen, dass, wenn Leute ein komplexeres System händeln, die einfach Angst haben, wenn da einer rumpfuscht, haben sie es nicht mehr im Griff. Ist nicht böse gemeint, aber jetzt gibt es den Faktor Hilfe. Du bietest jemandem die Hilfe an, der weist sie zurück, führt zu Emotionen. 

Beispiel: Du hast einen neuen Partner und lernst seine Familie kennen. Aus Deiner Sicht ist der Umgang in der Familie Deines Partners sehr kühl und ablehnend. Du versuchst vermittelnd einzugreifen, weißt aber nicht, dass der Vater früher die Kinder und die Mutter geschlagen hat, weil er selbst als Kind von seinem Vater misshandelt wurde. Durch Dein Eingreifen reißt Du alte Wunden auf. “Ihr seid so eine tolle Familie.” Genau.

Also, lange Rede, kurzer Sinn: fehlende Historie. Wenn Du nicht weißt, wie dies entstanden ist, wenn Du die Historie von etwas nicht kennst, ist die Gefahr groß, dass Du Fehler machst. Kommst Du irgendwo neu hin, neues Sozialsystem und so weiter – frage nicht nur nach den Hauptfaktoren. Sag auch: “Wie ist es entstanden? Wie hat es sich entwickelt? Wie kam das so?” Schau mal, wenn wir jetzt Nazideutschland anschauen, dann sieht es ja aus, wie wenn die Deutschen die reinen Arschlöcher wären.

Wenn wir aber sehen, dass durch den Ersten Weltkrieg und die damaligen unterdrückerischen Reparationszahlungen, ja, Weimarer Republik und so weiter, was da …, die haben Deutschland getötet. Also, wenn Du das so machst, legst Du den Nährboden für radikale Leute. Also, dass wir jetzt da allein dran schuld waren, so einfach ist das nicht, weil es im System immer mehr als einen Faktor gibt.

Ich sag das nicht als Deutscher, ich sage das einfach als systemischer Denker. Es gibt nie einen Faktor, der das System abfuckt. Das gibt es nicht. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum die Sieger immer gerne die Geschichte umschreiben. Warum? Weil Du dadurch das System schließt – in gewisser Weise. Verstehst Du, wie ich meine? Indem Du die Geschichte unbekannt machst, wird das System umso stabiler, weil das Beispiel – habt Ihr Euch schon mal gefragt, warum in großen Konzernen der Vorstand immer ganz oben ist, mit einem eigenen Aufzug, mit einem eigenen Schlüssel? Warum der unten in der Tiefgarage mit seinem Mercedes mit getünchten Scheiben reinfährt und ihn praktisch keiner sieht? 

Ganz einfach: Wenn Du die Sache verschleierst, wird sie fester. Wer von Euch hat schon mal verkauft? Okay, was ist ein schwieriger Einwand? “Ich muss noch mit meiner Frau reden.” Warum? Weil er verschleiert und somit fest wird. Schau mal, würden die tagein, tagaus den Vorstand sehen, wie er sich in der Kantine bekleckert, wie er mal einen Rechtschreibfehler macht oder sonst irgendwas – dann würde den keiner so ernst nehmen. 

Also, wenn Du etwas nicht völlig durchblicken kannst, verfestigt es sich, wenn Du so möchtest – ein grundlegendes Prinzip des Lebens. Deswegen ist es auch schlau, Dinge zu verstehen, weil dann alles viel lockerer wird. Also, Du musst die Historie von etwas kennen, wenn Du ein System erfolgreich managen möchtest.

Ist übrigens so inzwischen bei DAX Vorständen – selbst die haben das jetzt schon rausgekriegt: Wenn Du heute von einem DAX-Konzern als Vorstand eingestellt wirst – noch nicht mal Vorstandsvorsitzender, sondern als Vorstand. Weißt Du, was da die Regel inzwischen ist? “Du gibst ein Jahr keine Anweisungen.” Die dürfen ein Jahr keine Anweisung geben. Nur beobachten, zuhören, fragen, keine einzige Anweisung. Ein Jahr. 

Gut, die verstehen vielleicht nicht genau, warum. Aber der Grund, warum diese Regel funktioniert, ist, weil er erstmal beobachten soll, bevor er Chaos in das System bringt.

Also, neue Besen kehren gut – gilt für abgefuckte Systeme oder nicht vorhandene Systeme, nicht für funktionierende.

Teilnehmer: Also, ich lass das gerade auf mich wirken, was Du gesagt hast. Das war so, dass ich verstanden habe: Dinge, Systeme, Platzhalter, die Du nicht verstehst, verfestigen sich besser, schneller. Hast Du davon nochmal … Ich versuche, das gerade …

Alex: Ach, dafür habe ich ganz viele …

Teilnehmer: … noch ein, zwei Beispiele erwähnen, dass ich das auch so ein bisschen ….

Alex: Also, das ist keine besonders systemische Regel – das ist eine allgemeine Regel. Schau: Stell Dir vor, ein Streit zwischen Dir und wem anders verfestigt sich so richtig. Ja, und er lässt sich nicht lösen. Dann bedeutet es immer, dass es eine dritte verschleierte Person gibt, die beide beeinflusst. Immer. Weil die Unbekanntheit es fest macht. 

Ich mache Dir ein anderes Beispiel, das Euch sicher allen real ist. Wer von Euch hat schon mal über ein Problem gegrübelt? Einen Monat, zwei, drei – und auf einmal kamen neue Daten in Sicht, die er nie vorher gesehen hat. Das Grübeln hat eigentlich nichts geholfen, sondern irgendwie zufällig hat einem das Leben eine neue Sichtweise oder eine Information vorgeworfen. Und auf einmal – aahhh – erhellte sich das Universum. Auf einmal war alles klar. Die Festigkeit des Problems hatte sich auf einmal gelöst. Warum? Weil die Unbekanntheit weg war.

Das ist ein sehr philosophisches, nahezu schon übergeordnetes Prinzip. Genau genommen kannst Du das ad absurdum treiben, indem Du sogar nur anhand von Festigkeit Wahrheit suchst.

Teilnehmer: Ist in diesem Sinne Festigkeit jetzt was Gutes für Dich oder eher nicht?

Alex: Das kommt drauf an. Wenn Du möchtest, dass eine Regel eingehalten wird, dann ist es immer schlau, den Verfasser zu verschleiern. Möchtest Du ein System fixieren, wäre es schlau, wenn Du dort Unbekanntheiten einbaust. Wenn Du ein System auflockern möchtest, um es neu zu bearbeiten, wäre es schlau, wenn keine Unbekanntheiten drin wären. Nehmen wir das Beispiel Beziehung.

Warum ist die Beziehung am Anfang so interessant? Ganz einfach: Weil es wahnsinnig viele Unbekanntheiten gibt. Dadurch ist die Beziehung sehr stark. Irgendwann haben sich die Partner gegenseitig geschält wie eine Zwiebel. Man kennt den anderen in- und auswendig. Wie fest ist die Beziehung noch? Hat sich aufgelöst, weil keine Unbekanntheit mehr drin ist. Es hängt also davon ab, was Du willst.

Also, alles, was Du erhalten willst, sollte Unbekanntheiten drin sein. Alles, was Du ändern möchtest, sollten keine drin sein – oder alles, was Du auflösen möchtest. Ist aber ein sehr philosophisches Prinzip. Das führt jetzt fast zu weit. Schau mal: Gerade in Verhandlungen, Verkauf wird immer ein unbekannter Dritter eingeführt. Warum? Weil man den nicht genau greifen kann, weil man eine Unbekanntheit, eine Lüge, einfügt. Und dadurch verfestigt sich das Ganze. 

Pest war wahnsinnig fest im Mittelalter, wahnsinnig brutal und stark. Nach dem Mikroskop nicht mehr. Da war es noch nicht gelöst. Aber die Lösung kam nach der Wahrnehmung – genannt Penicillin. Also, alles was Du verstehst, fängt an, sich aufzulösen und soft zu werden. Deswegen bin ich ja auch Wissensfreak, weil ich ungern gegen Wände laufe.

Machen wir es mal anders. Ist Euch schon mal aufgefallen, dass von “Deutschland sucht den Superstar” nicht einer sich stabil hält? Warum nicht? Weil alle seinen Ursprung genau mitgekriegt haben und es dadurch nicht stabil wird. Oder Leute, die Dich schon in Unterhosen gesehen haben, wenn Du die später dann zu Finanzen berätst, nehmen die Dich ernst? Halten die Dich für valide? Nein! 

Also, was stabil und fest werden soll, müssen Unbekanntheiten drin sein. Alles, was sich auflösen soll, müssen möglichst viele Wahrheiten drin sein. Jetzt willst Du aber nicht, dass alles sich auflöst. So, jetzt kommen wir … Aber jetzt beenden wir das. Jetzt kommen wir zu dem Fluch in diesem Universum. Frage: Was machst Du mit den Dingen, die Du magst? Oft anschauen. Du beschäftigst Dich gerne damit. Dadurch werden sie softer. Was machst Du mit den Sachen, die Du nicht magst? Ignorieren. Dadurch werden sie härter. Willkommen in der Falle des physikalischen Universums. Du musst es eigentlich genau umgekehrt machen. Alles, was Du magst, darfst Du nicht zu genau untersuchen. Und alles, was Du nicht magst, solltest Du ganz genau hinschauen. Ist jetzt aber sehr philosophisch.

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