BEOBACHTUNGSFÄHIGKEIT. 

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Charismatische Führer sind extrem gute Beobachter, weil sie die Fähigkeit “zu schauen” trainiert und perfektioniert haben. Der Stoiker nennt dies “den klaren Blick”.

Sie sehen und bemerken Dinge, über die andere hinweggehen (unter anderem wegen der passenden Wahrnehmungsmodelle).

Sie reden sich ihre Beobachtungen nicht schön (durch Erwartungen, Bewertungen oder Interpretationen) – die Dinge sind, wie sie sind.

Lerne, aktiv zu schauen und zu beobachten, denn Deine Entscheidungen sind nur so gut wie die Informationen, aufgrund derer sie getroffen werden. (Mehr dazu auch im Beitrag “Systematisches, wissenschaftliches Denken”.)

Sogenannte“Denk- oder Entscheidungsfehler” sind oft in Wahrheit “Beobachtungsfehler”.

Höre nicht so sehr auf das, was Leute sagen, schaue lieber was sie tun, denn “An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen …”

Wenn Du Erwartungen durch Beobachtungen ersetzt, wirst Du viel seltener “ent-täuscht” sein.

Motto: “Assumption is the mother of all fuckups.” (= Die Annahme ist die Mutter aller Katastrophen.)


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Beobachtungsfähigkeit. 

Charismatische Führer sind extrem gute Beobachter, weil sie die Fähigkeit “zu schauen” trainiert und perfektioniert haben. Der Stoiker nennt dies “den klaren Blick”. So, wie definiert der Stoiker – das ist eine Philosophie aus dem alten Griechenland, bei denen es einfach darum ging, wenig emotional, sondern möglichst die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Der Stoiker definiert den “klaren Blick”— in Kurzform heißt das, dass er sagt: “Du schaust die Sachen so an, wie sie sind, ohne Hinzufügung oder Weglassung, ohne Interpretation oder sonst irgendwas, lernst zu schauen, wie es wirklich ist, ohne eigene Interpretation oder Gesichtspunkte hineinzubekommen.” 

So, zu “schauen” ist etwas, was ich auch zufällig in meinem Leben, in meiner Jugend gelernt habe. Warum? Weil mein liebstes Hobby als Kind Angeln war. Du kannst natürlich auswerfen und dann warten, dass irgendwas daherkommt. Das ist Möglichkeit eins. 

Wenn du aber was fangen möchtest, ist es schlauer, dass Du einfach sehr genau beobachtest. Also sprich: Wo bewegt sich was? Wo gibt es leichte Wellen? Wo sind Insekten? Wo sind Unterstandsmöglichkeiten, wo sich die Fische verstecken können? Wo ist es tiefer? Wo ist es weniger tief? usw. usw. 

So, das heißt: Wenn Du als Angler – und ich war fanatischer Angler von sechs Jahren ab bis ungefähr 17 –, wenn Du als Angler erfolgreich sein möchtest, dann musst Du lernen zu beobachten – es bleibt Dir gar nichts anderes übrig. Es geht heute noch so: Ich stelle mich auf eine Brücke. Neben mir sind drei Leute und dann sage ich: “Guck mal, da ist ein Fisch, da ist ein Fisch, da ist ein Fisch, da ist ein Fisch.” Sehe ich innerhalb von drei Sekunden – und dann brauche ich eine halbe Minute, um denen zu zeigen, wo die Fische sind, die ich schon gesehen habe.

Also, selbst wenn ich sage: “Ja, da!” – “Ja, wo?” Sage ich: “Ja, siehst du diesen Stein da?” – “Ja, ja, den sehe ich.” – “Sehr schön. Jetzt geh zehn Zentimeter nach unten und 30 Zentimeter nach links.” – “Ah!” Ja? So, und diesen Blick, zu schauen, den muss man trainieren. Das klingt wirklich so: “Ahh ja.” 

Also, warum muss man den trainieren? Ganz einfach, weil Du sonst unfähig bleibst. Du magst ja nicht unfähig sein, aber im Verhältnis zu den Fähigkeiten, die es noch zu erklimmen gibt, glaub mir, bist Du unfähig. Ich bin auch unfähig im Verhältnis zu dem, was es noch zu erreichen gibt. 

So, warum hat Beobachtungsgabe mit Fähigkeit zu tun? Ganz einfach, weil es eigentlich der erste Punkt von Fähigkeit ist. Der erste Punkt von Fähigkeit ist: Du musst in der Lage sein zu beobachten, und zwar korrekt zu beobachten und auch nichts zu übersehen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. 

Und der zweite Schritt ist: Du triffst Auswertung und Entscheidungen basierend auf Deiner Beobachtung. Und der dritte Schritt ist: Basierend auf Deiner Beobachtung und Deiner Entscheidung setzt Du um. 

Wie viele von Euch hatten schon mal Entscheidungsfehler? Wo sie gesagt haben: “Mensch, diese Entscheidung habe ich bereut.” Jeder hier. Ja? Okay, ich schwöre Euch: Stimmt nicht. Keiner von Euch hatte jemals einen Entscheidungsfehler, weil die Entscheidungen, die Ihr getroffen habt, alle korrekt waren, basierend auf den Daten, die Ihr hattet. Richtig oder falsch? Die Entscheidungen waren alle korrekt, basierend auf den Daten, die Ihr hattet. 

Jetzt heben alle die Hand, jetzt sagen alle: “Ja, stimmt, stimmt.” So, basierend auf den Daten, die Ihr hattet. Das heißt, Eure Entscheidungsfehler sind tatsächlich Beobachtungs- und Wahrnehmungsfehler oder Auslassungsfehler. Das heißt, Ihr hattet etwas nicht bedacht. Ihr habt nach etwas nicht geschaut, wonach Ihr hättet schauen sollen. 

So, das heißt, Deine ganzen Fehlentscheidungen sind eigentlich keine Entscheidungsfehler – Thema Wahrnehmungsmodelle wieder. Das Wort “Entscheidung”, “Fehlentscheidung” ist eigentlich falsch. Man müsste eigentlich sagen, es ist eine “Fehlbeobachtung”, weil der Verstand so gut ist, dass er mit allen Informationen die richtige Entscheidung trifft.

Aber wenn Dir die Früchte der Beobachtung verschlossen sind, weil Du die Augen zu hast oder weil Du geistig woanders bist oder weil Du Deinen Blick nicht trainiert hast – glaub mir, es hat nichts mit Sehschärfe zu tun. Das hat was mit Wahrnehmung und Radar zu tun. 

Ich laufe durch eine Firma, ich laufe durch eine Fußgängerzone – ich nehme dort sehr viel mehr wahr als alle anderen. Weiß nicht, ob Ihr schon mal so einen Agententhriller gesehen habt. Die kriegen das nämlich auch trainiert. Wenn sie irgendwo hingehen, nehmen sie alles wahr. Wer sitzt wo? Was hat dieser Typ bestellt? Wie war das Kennzeichen des Autos da vorne? usw. Warum? Weil Sie wissen, ihr Leben hängt davon ab, von Ihrer Beobachtungsgabe. Also, Beobachtungsgabe würde ich nicht unterschätzen. 

Der Stoiker nennt das “den klaren Blick”: Dinge so zu sehen, wie sie sind, nicht auszublenden, nicht schwarze Flecken zu haben, wo man was nicht sieht, auch das zu sehen – und jetzt hört mir genau zu –, auch das zu sehen, was nicht da ist, aber da sein sollte. Das ist das Schwierigste: auch das zu sehen, was nicht da ist, aber da sein sollte. Sie sehen und bemerken Dinge, über die andere hinweggehen.

Sie reden sich ihre Beobachtungen nicht schön. Wodurch redet man sich Beobachtungen gern schön? Man sieht etwas und sagt: “Haja, kann ja mal passieren”, durch Erwartungen, Bewertungen oder Interpretationen. 

Also, als Beispiel: Du siehst jetzt: “Oh, da qualmt es aus dem Fenster raus.” So, was Du siehst, ist: Es qualmt aus dem Fenster. Jetzt kannst Du sagen: “Huch! Es brennt.” Kann sein. Du siehst, es qualmt aus dem Fenster. Es kann auch sein, der schmort oder hat ein Steak im Öl, das jetzt gerade verbrennt. Das heißt noch nicht, es brennt da drin. Es kann auch sein, er verbrennt gerade sein Tagebuch in einer Metallschüssel. Kann alles sein. Das ist alles Interpretation. Was Du siehst, ist: Es kommt Qualm aus dem Fenster. 

Und der Fehler, den die Leute immer machen: Sie vervollständigen immer das und versuchen da eine Schlussfolgerung. Die meisten Leute würden zum Beispiel sagen – also, sie würden sehen: “Aha, es kommt Qualm aus dem Fenster” – würden dann sagen: “Ah ja, der schmort sicher irgendwas”, ja, weil das dann so schön ist: “Müssen wir nicht genauer hinschauen. Müssen wir nicht die Feuerwehr rufen.” Ja. Also, wenn ich das sehen würde, würde ich da zumindest mal hochgehen und da mal klopfen. So, und wenn der dann aufmacht, würde ich sagen: “Mensch, es qualmt bei Ihnen aus dem Fenster.” Und dann sagt er: “Ja, ich weiß schon. Ich verbrenne hier gerade mein Tagebuch.” – “Ach so, sehr gut. Sonst alles in Ordnung? Ja, gut. Okay, dann bin ich weg.” 

Also, die meisten Leute würden die Feuerwehr rufen. Einige würden sagen: “Nee, die müssen wir nicht rufen, weil das wahrscheinlich eh nichts Schlimmes ist.” So, die blenden einfach aus, was sie nicht sehen wollen. Also:

Charismatische Führer reden sich ihre Beobachtung nicht schön, nicht durch Erwartungen, Bewertungen oder Interpretationen – die Dinge sind wie sie sind. Es qualmt aus dem Fenster. Lerne also aktiv zu schauen und zu beobachten, denn Deine Entscheidungen sind nur so gut wie die Informationen, aufgrund derer sie getroffen werden. Deine Entscheidungen sind nur so gut wie die Informationen, aufgrund derer sie getroffen werden.

Es gibt keine Fehlentscheidungen. Es gibt nur Fehlbeobachtungen oder fehlende Informationen, die Du besser berücksichtigt hättest. Also, verstehst Du? Wenn etwas nicht da ist, kannst Du es ja auch nicht beobachten. Deswegen ist das Schwierigste bei der Beobachtung, das zu finden, was da sein sollte, was Du wissen solltest, was Du aber nicht berücksichtigst, weil es nicht da ist. 

Sogenannte “Denk- und Entscheidungsfehler” sind oft in Wahrheit “Beobachtungsfehler”.

Höre nicht so sehr auf das, was die Leute sagen, schaue lieber, was sie tun, denn “An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen …” Biblischer Spruch, Matthäus 7, Vers 16. So oder auch, wie ich’s gerne sage. Ich sage gerne: “Ich glaube Dir nichts, was Du sagst, aber alles, was Du tust.” 

Wenn Du Erwartungen durch Beobachtungen ersetzt, wirst Du viel seltener “ent-täuscht” sein.

“Ent-täuscht”: Du warst vorher getäuscht, dann bist Du es nicht mehr. 

Enttäuschung, schlechte Emotion, Verstimmung kommt von zu hoher Erwartung. So, je höher Deine Beobachtungsgabe ist, desto weniger brauchst Du Fantasien. Unrealistische – hatten wir kurz im Kapitel davor –, unrealistische Standards. Wirklich! Leute setzen Standards an ihre Umgebung an, die würde Jesus Christus nicht erfüllen. Aber an sich: “Na ja, das war halt, weil …” So, und wenn Du aber diese Erwartungen an Deine Ehefrau, an Deinen Ehemann hast, an Dein Kind, an Deinen Freund, diese praktisch engelsgleichen Erwartungen, natürlich wirst Du dann enttäuscht.

Aber genau genommen wirst Du nicht nur enttäuscht, sondern gleich wieder getäuscht, weil Du ja enttäuscht über die Person bist, anstatt zu checken, dass Deine Standards Schwachsinn sind und Deine Erwartungen. Wie auch immer, ist ein bisschen philosophisch, aber denkt mal drüber nach. 

So das Motto, das Du Dir vornehmen solltest:

“Assumption is the mother of all fuckups.” Auf Deutsch: Die Annahme ist die Mutter aller Katastrophen, weil die Leute meistens Folgendes machen: dass sie einfach etwas nicht wissen, und anstatt es zu erfragen oder zu erforschen oder zu verifizieren, wird dort einfach eine Annahme hingesetzt: “Ja, das wird schon so sein.” 

Und sämtliche Katastrophen, die ich bisher erleben durfte, hatten immer eins gemeinsam: Irgendjemand hat bei sehr wichtigen Dingen Annahmen getroffen, anstatt zu verifizieren, zu beobachten oder zu überprüfen. 

Wenn Du jetzt “Erwartungen” mal nimmst und das englische Wort davon nimmst, dann heißt das “expectations”: “ex” – “aus, heraus” und “spectare” – “schauen”. Also, “aus dem Schauen heraus” kommt eine Erwartung.

Sie soll also aus dem Schauen herauskommen und nicht aus dem Verstand heraus. Und das heißt, Du sollst also Deine “Erwartung” (in Anführungszeichen) basierend auf Beobachtung machen und eben nicht in Bezug auf Annahmen oder Englisch “assumptions”. Muss man sich abgewöhnen. Macht fast jeder. Aber das unterscheidet halt dann die charismatischen Führer von den Durchschnittsmenschen. So, und hier bei dem Bild siehst Du also Sherlock Holmes bzw. Superman. Superman hat ja seinen Röntgenblick und Sherlock Holmes ist auch dafür bekannt, dass er ein sehr, sehr guter Beobachter war und Dinge gesehen hat, die andere gar nicht wahrgenommen haben. Deswegen haben wir die hier als repräsentatives Bild. Gut, dann sehen wir uns im nächsten Video.

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