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Neue Faktoren in ein System richtig einfügen – das Prinzip

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In Systemen kommt es immer wieder zu Veränderungen und neuen Faktoren, die eingefügt werden müssen. Damit Du dabei keine Probleme bekommst, zeige ich Dir hier ein weiteres Tool zu systemischem Denken, speziell für dieses Problem. Lass es uns zunächst wieder am Beispiel unseres Koiteichs anschauen.

Da in diesem Universum nichts wirklich gleich bleibt, muss auch ein funktionierender Koiteich gepflegt und Stück für Stück immer wieder verbessert werden. Nehmen wir an, Du hast jetzt einen neuen, wertvollen Koi ergattert, den Du gerne in diesen Teich einsetzen möchtest. Wie würdest Du vorgehen? 

Die Gefahr wäre ja immer da, dass dieser Koi z. B. Koi-Herpes-Viren (kurz “KHV”) enthält (oder irgendwelche anderen Bakterien, gegen die Deine Koi kein Immunsystem haben) und somit den ganzen Teich abtöten kann.

Wie würdest Du vorgehen? Würdest Du den neuen Koi einfach in Deinen wertvollen Teich hinein schmeißen? 

Wenn Du nicht völlig dämlich bist, würdest Du das natürlich nicht tun. Folgendes wäre die korrekte und auch in der Praxis benutzte Vorgehensweise:

  1. Untersuchung: Noch während der Fisch sich beim Züchter befindet, würdest Du Abstriche von der Haut des Koi nehmen und diese nach schädlichen Bakterien, Parasiten etc. unter dem Mikroskop untersuchen. Du würdest einen PCR-Test (Test auf Gensequenzen durch Vergrößerungsverfahren) auf KHV (Koi-Herpes-Virus, ist für Koi wie Ebola für Menschen) in Auftrag geben. 
  1. Quarantänebecken: Du würdest den neuen Koi zuerst in einem völlig abgetrennten Quarantänebecken halten, um zu sehen, ob er irgendwelche Krankheiten hat. Gleichzeitig würdest Du ihn genau beobachten. Du würdest aus dem Hauptkoiteich Wasser entnehmen und würdest es (langsam und gradientenweise) in das Quarantänebecken schütten, so dass sich der Koi langsam an die zukünftige Umgebung gewöhnen kann. Du würdest sehr sorgfältig seine Reaktionen auf das neue Wasser beobachten. Das Ganze würdest Du ca. 14 Tage lang tun und wenn der Fisch dann immer noch quietschfidel ist und keine Verschlechterungen zeigt, dann würdest Du zum nächsten Schritt gehen.
  1. Begrenzte Verluste wagen: Du würdest aus dem Koiteich den schlechtesten Fisch rausfischen und würdest ihn zum Test in das Quarantänebecken zu dem neuen Koi setzen. Sollte der neue Koi nämlich irgendwelche Krankheiten, Bakterien etc. haben, gegen die der Hauptteich keine Resistenz hätte, so würde der Verlust auf den schlechtesten Koi begrenzt werden. Das Ganze würdest Du natürlich auch wieder über mehrere Tage bzw. Wochen beobachten, da Wechselwirkungen oft mit Zeitverzögerungen auftreten können. Außerdem würdest Du bei jedem einzelnen Schritt sehr genau auf Indikatoren (= Anzeichen / Anzeiger, die eine Bedeutung haben) und Feedbackloops schauen.
  1. Weitere Tests: Wenn sich dann nach Wochen keine negativen Wechselwirkungen auftun, würdest Du 2 bis 3 weitere Fische dem Hauptkoiteich entnehmen (auch wieder die jeweils schlechtesten) und würdest sie zusätzlich in das Quarantänebecken einsetzen. Auch hier würdest Du eine Zeit lang beobachten, was passiert, und sehr genau auf Feedbackloops schauen. Anschließend würdest Du noch einmal Abstriche von den Oberflächen sämtlicher Fische nehmen, um diese unter dem Mikroskop zu untersuchen.
  1. Koi in den Teich einsetzen: Stellt sich nach mehreren Wochen heraus, dass die alten und der neue Koi wirklich harmonieren, keine negativen Wechselwirkungen auftraten und nicht die Gefahr einer Infektion besteht, dann – und erst dann – würdest Du den neuen Koi in den Hauptteich einsetzen. Trotzdem würdest Du in den ersten Tagen nach dem Einsetzen den Hauptteich inkl. aller Wasserwerte und Reaktionen sehr genau im Auge behalten.

Nicht jeder neue Faktor, der irgendwo eingefügt wird, ist so offensichtlich. 
Oft gibt es unbemerkte oder unbewusste Änderungen an Systemen (gerade wenn systemisches Denken nicht bekannt ist). 

Auf einmal bemerkt man eine Verschlechterung und weiß gar nicht, wodurch diese entstand. 
Frage Dich in diesem Fall: “Wann war es noch gut? Was wurde kurz davor verändert?”

Beispiel: Clique

Stelle Dir vor, Du bist Teil einer sehr eng verbundenen Clique von Freunden. Vor Kurzem kam jedoch eine neue Person hinzu. Monate später merkst Du, dass sich die Atmosphäre innerhalb der Gruppe verändert hat: Es entstehen vermehrt Spannungen, Missstimmungen und Konflikte. 

Um der Ursache auf den Grund zu gehen, stelle Dir die Fragen: “Wann war es noch gut?” und dann “Was wurde kurz davor verändert?” Du wirst feststellen, dass es wahrscheinlich mit der neuen Person zu tun hat. Nun kannst Du diese genauer beobachten, die nötigen Maßnahmen ergreifen und dafür sorgen, dass das System “Clique” wieder seine ursprüngliche Stabilität gewinnt.


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Video Vorschau

Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “Systemisches Denken”

  1. Neue Faktoren in ein System richtig einfügen – das Prinzip. Da in diesem Universum nichts wirklich gleich bleibt, muss auch ein funktionierender Koiteich gepflegt und Stück für Stück immer wieder verbessert werden.

Also, auch ein funktionierendes System muss verbessert werden, denn Dinge bleiben nicht gleich, sondern werden entweder schlechter oder besser.

Nehmen wir an, Du hast jetzt einen neuen, wertvollen Koi ergattert, den Du gerne in diesen Teich einsetzen möchtest. Wie würdest Du vorgehen?

So, das ist jetzt eine Metapher, um Euch das zu verdeutlichen. Die ist aber ziemlich gut, weil daran siehst Du, wie Du das im Business machen solltest.

Die Gefahr wäre ja immer da, dass dieser Koi zum Beispiel Koi-Herpes-Viren (kurz KHV) enthält (oder irgendwelche anderen Bakterien, gegen die Deine Koi kein Immunsystem haben) und somit den ganzen Teich abtöten kann.

Kurz noch, Koi-Herpes-Viren, kurz KHV, ist etwas … Wenn Du einen Koiteich hast, davon kann ja so ein Fisch von 500 Euro bis 100.000 Euro kosten, und einer davon hat Koi-Herpes-Virus in sich, also einfach nur in sich. So ähnlich wie 97 Prozent der Menschen auch Herpesviren in sich haben. Würden wir dort die gleichen Kriterien anfallen lassen wie bei der letzten Pandemie, wo es hieß: “Verstorben, an oder mit Herpes”, dann muss ich sagen, ist Herpes ziemlich tödlich, weil 97 Prozent der Leute an oder mit Herpes versterben, kaum einer an, aber dafür sehr viele mit.

So, das Problem ist aber bei Koi-Herpes-Virus, der versteckt sich irgendwie im Bindegewebe von irgendeinem, der wird dann gestresst, der Fisch oder ist geschwächt, stößt ein paar Herpesviren aus und dann kriegen es alle und dann ist der Teich tot.

Also innerhalb einer Woche schwimmen 90 Prozent der Fische oben, übel leidend. Also wenn sie schreien könnten, würden sie schreien. Und die anderen zehn, die dagegen immun sind, musst Du trotzdem töten, weil die ab jetzt Träger sind. Also es ist so richtig der schwarze Schwan, der Supergau für jeden Koiteich-Besitzer.

Koi kommen von unterschiedlichen Züchtern, die haben unterschiedliche Bakterienstämme dort und die Koi sind nicht wirklich immun gegen diese unterschiedlichen, also die kennen ihre eigenen Bakterienstämme, aber nicht die fremden.

Frage: Wer hat denn oder was hat denn eigentlich die Indianer in Nordamerika ausgerottet? Es war nicht das Winchester-Gewehr, es waren auch nicht die Kanonen, sondern es waren genau genommen die Bakterienstämme der Europäer. Also fast 90 Prozent der Indianer und Ureinwohner sind einfach daran gestorben, weil sie für diese Bakterienstämme, die die Europäer hatten, null Immunantwort hatten.

Ist übrigens heutzutage mit der Globalisierung – denn heute gibt es praktisch keinen Virus und kein Bakterium mehr, mit dem wir nicht irgendwie schon mal in Kontakt kamen – sogar besser geworden, weil wir praktisch so eine Art globale Immunität haben. Aber früher war das einfach so, also die sind wirklich umgefallen wie die Fliegen, einfach nur wegen der unterschiedlichen Bakterienstämme.

So, jetzt wissen wir das, also ein scheiß Fisch da drin und alles ist tot.

Wie würdest Du vorgehen? Würdest Du den neuen Koi einfach in Deinen wertvollen Teich hinein schmeißen? Wenn Du nicht völlig dämlich bist, würdest Du das natürlich nicht tun. Folgendes wäre die korrekte und auch in der Praxis benutzte Vorgehensweise:

  1. Untersuchung: Noch während der Fisch sich beim Züchter befindet, würdest Du Abstriche von der Haut des Koi nehmen (also Du würdest einfach so mal drüberfahren), um zu sehen, ob er irgendwelche Krankheiten hat, primär Parasiten. Koi-Herpes-Virus siehst Du da nicht, schaust Du unterm Mikroskop nach und sagst: “Ah, guck mal.” Ja, das würdest Du machen.

Du würdest allerdings keinen Koi-Herpes-Virus finden. Du würdest einen PCR-Test machen. Ah, ich kenne die schon länger, die PCR-Tests. Also ein PCR-Test ist ja eine Vergrößerungs-Wiederholung. Also Du verdoppelst die Gensequenz, verdoppelst die Gensequenz, so lange, bis Du irgendwann eine Reaktion kriegst.

Ich glaube das Tier-Institut von Frankfurt hat festgelegt, mehr als 25 Verdoppelungen sind unseriös. Denn wenn Du es 50 mal verdoppelst, findest Du alles. Habt Ihr verstanden? Das heißt, wenn ich das Genmaterial oft genug verdopple, dann finde ich da auch einen Virus, den es nur auf dem Mars gibt.

Also, so macht man es bei Tieren und bei Koi. Bei den Tests, die anderweitig angewandt wurden, gab es keine Limitierung. Da haben die einen 20 gemacht, die anderen 30, die anderen 50.

Also, Du würdest einen PCR-Test (Test auf Gensequenzen durch Vergrößerungsverfahren) auf KHV (Koi-Herpes-Virus, ist für Koi wie Ebola für Menschen) in Auftrag geben.

Du würdest ihm also so ein kleines Stückchen von der Flosse abschneiden und würdest das testen oder würdest ihn leicht anstechen und würdest es testen. Hilft aber auch nicht wirklich was, denn wenn sich der Koi-Herpes-Virus … also Du würdest nur die krass Infizierten finden. Wenn der sich jetzt versteckt hat, irgendwo im Bindegewebe und dann ist da, wo Du entnommen hast, leider nichts drin, Pech gehabt.

So, alleine deswegen wäre das gefährlich. Deswegen machst Du folgendes:

  1. Quarantänebecken: (Kennen wir inzwischen ja auch schon.) Du würdest den neuen Koi zuerst in einem völlig abgetrennten Quarantänebecken halten, um zu sehen, ob er irgendwelche Krankheiten hat. Gleichzeitig würdest Du ihn genau beobachten.

Also, Du würdest ihn jetzt anliefern lassen, nach Deutschland, hättest ihn da in dem Quarantänebecken und würdest ihn dort einfach beobachten. Null Kontakt zu dem Teich, am besten 10 Meter weit weg, dass noch nicht mal ein Spritzer rüber kommt.

Du würdest aus dem Hauptkoiteich Wasser entnehmen (also aus dem Hauptkoiteich würdest Du Wasser entnehmen) und würdest es (langsam und gradientenweise, also stufenweise) in das Quarantänebecken schütten, so dass sich der Koi langsam an die zukünftige Umgebung gewöhnen kann, dass er nicht von fremden Bakterien einen Schock kriegt.

Du würdest sehr sorgfältig seine Reaktionen auf das neue Wasser beobachten. Das Ganze würdest Du circa 14 Tage lang tun und wenn der Fisch dann immer noch quietschfidel ist und keine Verschlechterung zeigt, dann würdest Du zum nächsten Schritt gehen.

  1. Begrenzte Verluste wagen: Du würdest aus dem Koiteich, (also aus dem Originalkoiteich) den schlechtesten Fisch rausfischen und würdest ihn zum Test in das Quarantänebecken zu dem neuen Kohl setzen.

Ja, also Dein neuer Koi ist quietschfidel, das heißt aber nicht, dass er nicht ansteckend für die anderen ist.

Sollte der neue Koi nämlich irgendwelche Krankheiten, Bakterien etc. haben, gegen die der Hauptteich keine Resistenz hätte, so würde der Verlust auf den schlechtesten Kohl begrenzt werden. Das Ganze würdest Du natürlich auch wieder über mehrere Tage bzw. Wochen beobachten, da Wechselwirkungen oft mit Zeitverzögerung auftreten können.

Außerdem würdest Du bei jedem einzelnen Schritt sehr genau auf Indikatoren (Definition: Anzeichen / Anzeiger, die eine Bedeutung haben) und Feedbackloops schauen. Klemmt er die Flossen? Schwimmt er fidel? Du würdest es auch wieder einen Abstrich machen. Und so weiter.

  1. Weitere Tests: Wenn sich dann nach Wochen keine negativen Wechselwirkungen auftun, würdest Du 2 bis 3 weitere Fische dem Hauptkoiteich entnehmen – kann ja sein, dass Du den einem rausgefischt, hast, der immun ist – (und natürlich auch die jeweils schlechteren) und würdest sie zusätzlich in das Quarantänebecken einsetzen. Auch hier würdest Du eine Zeit lang beobachten, was passiert und sehr genau auf Feedbackloops schauen. Anschließend würdest Du noch einmal Abstriche von den Oberflächen sämtlicher Fische nehmen, um diese unter dem Mikroskop zu untersuchen.
  2. Koi in den Teich einsetzen: Stellt sich nach mehreren Wochen heraus, dass die alten und der neue Koi wirklich harmonieren, keine negativen Wechselwirkungen auftraten und nicht die Gefahr einer Infektion besteht, dann – und erst dann – würdest Du den neuen Koi in den Hauptteich einsetzen. Trotzdem würdest Du in den ersten Tagen nach dem Einsetzen den Hauptteich inklusive aller Wasserwerte und Reaktionen sehr genau im Auge behalten.

Also, jetzt hast Du den neuen Koi plus die drei alten, die bisher im Quarantänebecken waren, wieder zurück. So, dann würdest Du jetzt trotzdem genau hinschauen.

Nicht jeder Faktor, der irgendwo eingefügt wird, ist so offensichtlich. Oft gibt es unbemerkte oder unbewusste Änderungen an Systemen (gerade wenn systemisches Denken nicht bekannt ist).

Auf einmal bemerkt man eine Verschlechterung und weiß gar nicht, wodurch diese entstand. Frage Dich in diesem Fall immer: “Wann war es noch gut? Was wurde kurz davor verändert?”

Die magische Frage kann ich Euch nur sagen. Also immer dann, wenn irgendwas besonders gut läuft, sagst Du: “Wann war es noch normal und was wurde kurz davor verändert?” Dann kriegst Du den blauen Knopf.

Wenn es schlecht läuft, gehst Du zu dem Punkt, wo es noch gut war, und sagst: “So, was wurde kurz davor verändert?” Dann kriegst Du den Roten.

So, hier bezüglich der Koiteiche. Was kannst Du dafür für Dich mit hinübernehmen?

Zunächst einmal: Neue Sachen werden immer im Quarantänebecken getestet, getrennt von dem Hauptsystem.

Bei uns gibt es zum Beispiel intern die Abteilung “Maschinenbau”. Die ist völlig getrennt von dem Rest. Ich leite die. Wir machen dort spezielle Projekte und ich nur mit meinen Leuten, die sind sonst in dem restlichen Ökosystem nicht involviert. Wir sind praktisch wie ein Labor, ein abgeschlossenes. So, dann machen wir unsere Tests, da, da, da, da, da. Dann funktioniert etwas und dann geht es ja darum, dieses neue Maschinchen – eine Webseite, neuen Kurs, was auch immer –, diese neue Sache, die wir da als Projekt erschaffen haben, in das Hauptsystem einzubauen.

So, deswegen testen wir das erstmal und dann, wenn es die Tests bestanden hat, geben wir das nach unten. Und die da unten wissen auch: “Achtung, neues Ding, setzen wir ein, rollen wir nicht gleich auf alle Mitarbeiter aus und vielleicht nur auf einen oder vielleicht nur auf zwei? Dann beobachten wir, was passiert und dann vielleicht auch mehr. Und so weiter.”

Es wird aber, während es eingesetzt wird, total beobachtet. Nicht nur der Bereich, sondern das Gesamtsystem. Verschlechtern sich Statistiken? Was passiert da?

Genau, also alles Neue im Quarantänebecken machen. Am besten externe Mitarbeiter, am besten eine einzelne Abteilung. Du darfst nie Leute aus dem System rausreißen, um was Neues zu machen. 

Manchmal geht es nicht anders, dann muss es halt sein. Aber dann weißt Du auch, dass es saugefährlich ist, das zu tun. Warum? Weil Du, allein durchs Rausreißen, das andere System etwas destabilisiert. Und wenn der jetzt noch etwas macht, was ein roter Knopf ist, dann hast Du nicht nur einen blauen Knopf rausgenommen, sondern auch einen roten Knopf eingeführt.

Alles, was ich Euch jetzt erzähle, sind nur Beispiele. Genau genommen, wenn Du das ein paar Mal durchgegangen bist, kannst Du Dir das alles selber ausdenken.

Beispiel: Clique

Stell Dir vor, Du bist Teil einer sehr eng verbundenen Clique von Freunden. Vor kurzem kam jedoch eine neue Person hinzu. Monate später merkst du, dass sich die Atmosphäre innerhalb der Gruppe verändert hat: Es entstehen vermehrt Spannungen, Missstimmungen und Konflikte.

Um der Ursache auf den Grund zu gehen, stelle Dir die Fragen: “Wann war es noch gut?” und dann “Was wurde kurz davor verändert?” Du wirst feststellen, dass es wahrscheinlich mit der neuen Person zu tun hat. Nun kannst Du diese genauer beobachten, die nötigen Maßnahmen ergreifen und dafür sorgen, dass das System “Clique” wieder seine ursprüngliche Stabilität gewinnt.

Was auch immer die Maßnahmen sind. Vielleicht muss man dem nur Manieren beibringen, sagen: “Du, pass auf, so hinter dem Rücken reden ist nicht so nett.”

Vielleicht muss man ihn aber auch mit der Kneifzange entfernen. Hängt von der Beobachtung ab, die man dann da macht.

So nochmal: Nicht jeder neue Faktor, der irgendwann eingefügt wird, ist so offensichtlich. Wenn Du siehst, Statistiken verschlechtern sich, sprich das System verschlechtert sich, dann weißt du, es gab eine Veränderung. Du denkst zwar, es gab keine, aber glaub mir, es gab eine. Dann musst Du die finden.

Schaut Euch an, WhatsApp oder Facebook oder wer auch immer. Wenn die ein neues Feature testen haben die 100.000 Betatester. Da musst Du Dich bewerben bei denen als Betatester, dann kriegst Du das als erster freigeschaltet. Die sagen Dir aber vorher: “Wenn Du Betatester bist, kann es sein, dass es Probleme gibt. Dein Job ist, die Probleme zu finden und uns zu reporten.”

In dem Moment, wo der Betatest gelaufen ist, verbessert, verbessert, verbessert, in dem Moment rollen die das limitiert aus, ich sag mal, auf zwei Staaten in den USA. Dann in den USA. Dann wieder beobachten.Dann vielleicht auch in Europa. Das ist die Anwendung davon.

So, noch Fragen dazu?

Teilnehmer 1: Also wenn ich eine zweite Filiale aufmache, ist es dann auch schädlich, wenn ich jetzt Personal aus der Filiale rausnehme und das in die Filiale reinsetze?

Alex: Was denkst Du?

Teilnehmer 1: Wenn die Filiale funktioniert, dann nicht, oder?

Alex: Ja, aber funktioniert sie vielleicht nicht genau wegen diesen Leuten? Ich verstehe Deine Problematik, deswegen gebe ich Dir die Antwort darauf. Also, das Problem ist Folgendes: Stell Dir vor, Du weißt, da ist ein Minenfeld. Ja, irgendwo. Du weißt, da ist ein Minenfeld. Dann ist es nicht so schlimm. Warum? Du kannst mit dem Metalldetektor drübergehen und dann drumrum gehen. Oder Du kannst Deine Feinde vorschicken und sagen: “Hey, lasst uns da mal einen Marathon veranstalten!” Und dann hast Du zwei Probleme auf einmal gelöst: die Minen gefunden und die Leute, die Du nicht magst, losgeworden. Oder Du ziehst einfach eine Walze drüber, sodass dann die Minen hochgehen.

 Also, in dem Moment, … wie heißt es so schön: “Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.” Das Hauptproblem sind Gefahren, die man nicht erkennt.

Ja, es ist gefährlich, Leute aus einer bestehenden Filiale rauszunehmen.

Das heißt aber nicht, dass man es nicht machen kann. Das heißt nur, dass man sich der Gefahr bewusst sein muss. So, was ich zum Beispiel nicht machen würde, an Deiner Stelle, nehmen wir mal an, Du hast eine Filiale und Du hast da jetzt dort, … normalerweise werden Unternehmungen getragen, immer so von 10 Prozent. Also 10 Prozent der Gesellschaft halten die Gesellschaft am kacken, auch der Bundesrepublik.

So, wenn Du die jetzt alle raus nimmst, dann bricht Dein Laden zusammen. Ganz klar. So, ich würde also schauen, würde ich schwer darauf achten, dass mein erstes funktionierendes System nicht zusammenbricht. Ich würde vielleicht, sagen wir mal, 20 Prozent Rückgang in Kauf nehmen. So, von wegen okay, es wird 20 Prozent mehr Doppelarbeit geben, es wird vielleicht 20 Prozent weniger Umsatz sein, es wird mehr Chaos entstehen, und so weiter, und so weiter. Und würde natürlich dann Leute dorthin packen, die helfen, diesen Bereich zu stabilisieren.

Aber sei vorsichtig und beobachte das Ganze, denn sonst kann es sein, dass Deine erste Filiale tot ist und die zweite nicht hochkommt. Also, ich sage mal, die ganz schlaue Variante, wenn Du es ganz perfekt machen würdest, dann hättest Du folgendes gemacht: Du hättest einfach jeden Schlüsseljob bei Dir, was auch immer die sind, hättest Du doppelt besetzt. Das heißt, jeder hätte einen Stellvertreter und der ist auch genauso fit wie der Haupttyp oder annähernd so fit.

So, und dann würdest Du jetzt die Stellvertreter in dem alten System übernehmen lassen. Und die neuen, also die ursprünglichen Verantwortlichen, würdest Du jetzt ins Neue setzen, oder umgekehrt.

Also, ich würde immer den Besten ins Neue setzen. Du brauchst aber ein Replacement, also sprich, Du brauchst einen Ersatz für die Leute. So, in Kurzform: Ideal wäre, Du hättest also praktisch in Deiner ersten Filiale, wenn Du es lange vorbereitete hättest, hättest Du praktisch überall ein Stellvertreter-System und dann würdest Du einen Teil der Leute rausnehmen, würdest aber während Du das tust, das saugenau beobachten.

Und damit meine ich “Gefahr erkannt, Gefahr gebannt”, weil wenn Du nämlich denkst, das wäre ein Fußballfeld und es ist tatsächlich ein Minenfeld, dann ist das schlecht. So, Du weißt jetzt, es ist gefährlich. Jetzt kannst Du sagen: “Mensch, der Fischer verdirbt mir den Spaß.” Ja, aber bloß weil Du es jetzt weißt, hat sich ja nichts an der Gefahr geändert.

Verstehst Du, wie ich meine? Gefährlich war es vorher genauso, ob ich es Dir jetzt erzählt habe oder nicht. So, jetzt kannst Du aber die Gefahr limitieren. Auf jeden Fall, wenn Du dieses Projekt managen solltest: erhöhte Wachsamkeit, ganz genaues Beobachten. Und die erste Priorität ist, dass das funktionierende System nicht crasht. 20 Prozent, 25 Prozent Rückgang okay, mehr nicht. Sobald es ist, holst Du wieder Leute zurück.

Erfahrungsgemäß ist es so, schau mal, was auch viele Leute nicht sehen: Wenn Du ein schlauer Kopf in Deinem Laden bist, und das ist meistens der Unternehmer, ist das da meistens relativ einsam, dann ruderst Du wie Sau. In dem Moment, wo Du zwei hast, ist es schon ziemlich cool. Wenn Du drei hast, bist Du der Chef. Warum? Weil zwei können produzieren, einer kann ausbilden. Zwei können produzieren, einer kann rekrutieren. Zwei können produzieren, einer kann Engpässe handhaben.

So, also der Schritt von eins zu zwei ist der schwierigste. Von zwei zu drei ist nicht so schwierig. Aber danach ins Schlaraffenland. Die One-Man-Show ist Pain in the ass. Warum? Schau mal, Grundbegriffe der Physik: Damit Energie fließen kann, braucht es zwei Pole. Das heißt, wenn Du eine One-Man-Show bist, fließt da nichts.

Du hüpft immer von einem Pol zum anderen, Also Du musst dauernd die Position ändern. In dem Moment, wo Du zwei Pole hast, kannst Du dazwischen Energie hin und her fließen lassen. Abläufe, Prinzipien. Wenn Du drei hast, hast Du Starten, Verändern, Stoppen, was die Definition von Kontrolle ist. Das heißt, Du hast dann die Dinge unter Kontrolle. Einer startet, einer bearbeitet sie und einer stoppt sie.

So, die Dreierkonstellation, wo Du drei Leute hast, die wirklich was im Hirn haben, vielleicht noch einen vierten, der das Ganze koordiniert, bist Du der Chef! Also anstatt Deine Läden ganz schnell zu expandieren und neu, größer, mehr, sorge lieber dafür, dass Du eine Dreierkonstellation hinkriegst.

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Neue Faktoren in ein System richtig einfügen – das Prinzip

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