Eines der größten Hindernisse beim Studieren – aber auch in ganz vielen anderen Bereichen des Lebens – ist das missverstandene Wort. Missverstandene Worte verhindern deinen Lernfortschritt und sorgen dafür, dass Du das, was ein anderer sagt, entweder gar nicht oder falsch verstehst.
Überlege nur mal, wie viele Missverständnisse es im Berufsleben und im Privatleben gibt, weil Menschen unterschiedliche oder keine Definitionen zu etwas haben. Dabei ist es ganz wichtig, eine grundlegende Sache zu verstehen:
Es gibt keine unverständlichen Texte oder Aussagen (!)
Es erscheint nur so, als wenn man einen Text nicht verstehen würde. Das ist jedoch NICHT richtig. Es ist NICHT der TEXT, es sind EINZELNE WORTE, warum der Text unverständlich erscheint (!).
Warum ist das so?
Worte sind “Symbole, die eine Bedeutung repräsentieren“. Und wenn Du die Bedeutung falsch im Kopf hast bzw. sie überhaupt nicht verstehst, führt es natürlich dazu, dass Du den Gesamttext nicht verstehst. Es ist aber nicht das Thema / Konzept / Text oder der Content, das bzw. den Du nicht verstehst, sondern immer nur einzelne Wörter darin!
Wir werden dieses Thema gleich noch weiter vertiefen. Lass mich Dir an dieser Stelle nur ganz kurz ein Beispiel dafür geben, damit Du besser verstehst, was ich meine …
Der Biolandwirt
Der Biolandwirt sagt: “Sobald der Rüttelschuh in Ordnung gebracht wurde, werden wir wieder genug Rohmaterial haben, um unsere Privatkunden-Produktion stark zu verbessern. Haben wir eigentlich genug Bleche, um dann liefern zu können?”
Dieser Satz klingt einfach völlig unverstehbar, wenn man die Definition von “Rüttelschuh” nicht kennt oder (noch schlimmer) die Definition zu erraten versucht: Warum sollten Schuhe rütteln? Was für Rohmaterialien meint er? Was wird in der Privatkunden-Produktion genau produziert? Was für Bleche und wofür? Was liefern? etc.
Du siehst, es ist einfach völlig unverständlich. Doch was passiert, wenn wir die Definition von “Rüttelschuh” nachschlagen (bei Wikipedia, da zu speziell für Duden)?
Tatsächlich lautet die Definition: “(bei einer Getreidemühle): Der Rüttelschuh (2) ist eine hin- und hergehende Rutsche, die das Getreide vom Trichter (1) (dort wird das Getreide eingefüllt) zu den Mühlsteinen befördert (die Mühlsteine (3) (4) zerreiben das Getreide in Mehl). Das dadurch entstehende Geräusch erzeugt das ‘Klappern der Mühle’.”
Jetzt lies den Satz nochmals: “Sobald der Rüttelschuh in Ordnung gebracht wurde, werden wir wieder genug Rohmaterial haben, um unsere Privatkunden-Produktion stark zu verbessern. Haben wir eigentlich genug Bleche, um dann liefern zu können?”
Auf einmal wird klar:
- Kein Schuh für die Füße, sondern die Form ist gemeint (es gibt noch eine technische Definition von “Schuh”, nämlich “Schutzhülle” oder “Verbindungsstück / Auffangbehälter”). Es ist also “ein Auffangbehälter, der rüttelt”.
- Natürlich sind die Rohmaterialien das Mehl der unterschiedlichen Getreidearten!
- In der Privatkunden-Produktion werden natürlich “Brötchen und Brote” hergestellt.
- Und es wird auf einmal klar, dass wir hier von “Backblechen” sprechen und nicht von Blechen für Gehäuse oder Autos etc.
Merke: Dein Verstand kann nicht in Worten denken, sondern nur in “Begriffen”, die Du “be-griffen” hast. Der Verstand denkt mit “Bedeutungen”, “Prinzipien”, “Ideen” und “Konzepten”. Worte sind nur das Trägermedium (Transportmittel), das eine Bedeutung repräsentiert.
Video-Briefing
Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “High-Tech-Lernen (& -Lehren)”
Warum ist Worte klären so wichtig
Warum ist Worte klären so wichtig? Eines der größten Hindernisse beim Studieren – aber auch in ganz vielen anderen Bereichen des Lebens – ist das missverstandene Wort. Missverstandene Worte verhindern Deinen Lernfortschritt und sorgen dafür, dass Du das, was ein anderer sagt, entweder gar nicht oder falsch verstehst.
Überlege nur mal, wie viele Missverständnisse es im Berufsleben und im Privatleben gibt, weil Menschen unterschiedliche oder keine Definition zu etwas haben. Dabei ist es ganz wichtig, eine grundlegende Sache zu verstehen, und das schreibst Du am besten 10 Mal hintereinander auf:
Es gibt keine unverständlichen Texte oder Aussagen! Gibt es nicht. Existiert nicht. Ist eine Rechtfertigung. Also, Du nimmst das Symptom als Rechtfertigung, um nicht die Ursache zu finden. Es gibt sie nicht. Es gibt keine unverständlichen Texte oder Aussagen!
Es erscheint nur so, als wenn man einen Text nicht verstehen würde. Es erscheint nur so. Das ist jedoch nicht richtig! Es ist nicht der Text, es sind einzelne Worte.
Übrigens meistens gar nicht viele, sondern es sind einzelne Worte, warum der Text unverständlicher erscheint. So, hier haben wir das symbolisiert [Grafik mit einem Buch wird eingeblendet]. “Okay, sehr schön. Und hast du alles verstanden?” “Diesen Text [Pfeil zeigt auf einen Text in rot und ein dickes Fragezeichen darüber] verstehst du nicht? Aber es sind diese zwei Worte hier [rote Kreise blinken um zwei Worte].
Warum ist das so? Worte sind “Symbole, die eine Bedeutung repräsentieren”. Und wenn Du die Bedeutung falsch im Kopf hast beziehungsweise sie überhaupt nicht verstehst, führt es natürlich dazu, dass Du den Gesamttext nicht verstehst.
Es ist aber nicht das Thema, das Konzept, der Text oder der Content, das beziehungsweise den Du nicht verstehst, sondern immer nur einzelne Wörter. Das muss man wirklich verstanden habe. Wenn Du es nicht glaubst, Du wirst es rausfinden, aber es ist so!
Wir werden dieses Thema gleich noch weiter vertiefen. Lass mich Dir an dieser Stelle nur ganz kurz ein Beispiel dafür geben, damit Du besser verstehst, was ich meine.
Der Biolandwirt. Der Biolandwirt sagte: “Sobald der Rüttelschuh in Ordnung gebracht wurde, werden wir wieder genug Rohmaterial haben, um unsere Privatkunden-Produktion stark zu verbessern. Haben wir eigentlich genug Bleche, um dann liefern zu können?”
Was hast Du jetzt verstanden? Kein Wort! Dieser Satz klingt einfach völlig unverstehbar, wenn man die Definition von “Rüttelschuh” nicht kennt oder – noch schlimmer – die Definition zu erraten versucht. “Warum sollten Schuhe rütteln? Was für ein Rohmaterial, meint er? Was wird in der Privatkunden-Produktion genau produziert? Was für Bleche und wofür? Autobleche? Fassadenbleche? Was denn?” Du siehst, das ist einfach völlig unverständlich.
Doch was passiert, wenn wir die Definition von “Rüttelschuh” nachschlagen? Musst Du bei Wikipedia nachschlagen, ist für den Duden zu spezifisch.
Tatsächlich lautet die Definition: Bei einer Getreidemühle, der Rüttelschuh … [Grafik einer Getreidemühle wird eingeblendet.] Also, es handelt sich um eine Getreidemühle, oben Getreide rein, um unten Mehl rauszukriegen.
Der Rüttelschuh Nummer 2, das ist dieses Ding hier [Pfeil zeigt auf den Rüttelschuh]. Hier oben, in den Trichter [Pfeil zeigt auf den Trichter], füllt man das Korn rein. Der Rüttelschuh ist eine hin- und hergehende Rutsche, die das Getreide vom Trichter 1 – dort wird das Getreide eingefüllt – zu den Mühlsteinen befördert [Pfeil zeigt auf die Mühlsteine].
Die Mühlsteine 3 und 4, weil da staut sich das ja und es darf ja nicht alles vollmüllen, sonst läuft es ja über … Und der Rüttelschuh sorgt dafür, dass Stück für Stück das Getreide rein rutscht.
Übrigens, das dadurch entstehende Geräusch erzeugt das Klappern der Mühle. Das ist der Rüttelschuh.
Jetzt lies den Satz nochmal: Der Biobauer sagte: “Sobald der Rüttelschuh in Ordnung gebracht wurde, werden wir wieder genug Rohmaterial haben, um unsere Privatkunden-Produktion stark zu verbessern. Haben wir eigentlich genug Bleche, um dann liefern zu können?” Wird auf einmal klar, was Privatkunden-Produktion ist? Wahrscheinlich. “Na ja, sie backen wahrscheinlich Brötchen. Ah, Bleche, es sind keine Autobleche, sondern …” Auf einmal wird alles klar.
Auf einmal wird klar: Kein Schuh für die Füße, sondern die Form ist gemeint. Es gibt noch eine technische Definition von “Schuh”, nämlich “Schutzhülle” oder “Verbinderstück”, “Auffangbehälter”.
Also ein “Schuh” in der technischen Definition, ist ein “Auffangbehälter”. Ein “Rüttelschuh” ist ein “rüttelnder Auffangbehälter”. “Aaah, es ist also ein Auffangbehälter, der rüttelt.”
Natürlich sind die Rohmaterialien das Mehl der unterschiedlichen Getreidearten. In der Privatkunden-Produktion werden natürlich Brötchen und Brote hergestellt.
Und es wird auf einmal klar, dass wir hier von Backblechen sprechen und nicht von Blechen für Gehäuse oder Autos etc.
Merke: Dein Verstand kann nicht in Worten denken, das kann er nicht. Dafür ist er nicht ausgelegt, sondern nur in “Begriffen”, also in Ideen und Konzepten. Er kann also nur denken mit Begriffen, die Du “be-griffen” hast. Der Verstand denkt mit Bedeutungen, Prinzipien, Ideen und Konzepten.
“Konzept” heißt: “”con capere” , “erfassen”, “begreifen”. Ein Konzept ist etwas, was Du geistig erfasst hast.
Worte sind nur das Trägermedium, also das Transportmittel, das Symbol, das eine Bedeutung repräsentiert.
Teilnehmer: Mein Vater ist letztens zu mir gekommen und hat gesagt: “Hey, lies doch mal Kant. Das hilft in deinem Leben vielleicht weiter.” Man muss dazu sagen, er beschäftigt sich den ganzen Tag fast nur mit Philosophie. Und ich habe da noch so einen Schinken vor mir, lese die ersten zehn Seiten und habe absolut nichts verstanden und habe dann das Buch weggelegt, seitdem.
Aus meinem Verständnis jetzt wäre das richtige Vorgehen: Ich schnappe mir den ersten Satz, schaue mir das Wort an, was ich nicht verstanden habe, gucke zum Beispiel im Duden nach … Wenn das mir nicht weiterhilft, suche ich auf Google bezogen auf Philosophie, die Bedeutung. So ungefähr?
Alex: Nein, nein! Warte. Du würdest jetzt im ersten Schritt erstmal mit der Orientierung starten. Kant, wer war das? Gehst Du auf Wikipedia, würdest Dir anschauen: Wie war sein Lebenslauf? Dass Du ein bisschen verstehst, wie war der? Was ist seine grundlegende Philosophie? Also, Du schaust aus Adler-Sicht einmal über diesen Kant.
Als Beispiel: Wenn Du ins deutsche Gesetz schaust, dann wunderst Du Dich vielleicht, warum Betrug relativ stark bestraft wird, Vergewaltigung nicht so. Das liegt daran, dass das Strafgesetzbuch und das BGB [Bürgerliche Gesetzbuch] um 1900 geschrieben wurde.
Deutsches Bildungsbürgertum war da und das Hauptproblem, was die hatten, waren eher Eigentumsdelikte. Also die hatten nicht so ein Gewalttaten Problem zur damaligen Zeit und deswegen haben sie natürlich ihre Probleme stärker bestraft, weil “die anderen kamen ja eigentlich so gut wie nicht vor”, in Anführungszeichen. Und wenn, dann waren sie nicht so eindeutig, zumindest dachte man das so!
Du musst immer den Kontext sehen, damit Du eine Sache verstehen kannst. Oder nimm mal als Beispiel den zweiten Verfassungszusatz der Amerikaner. Der wird ja immer so dargestellt, so ach, die haben das Recht, Waffen zu tragen. Das machen sie, um sich gegen Einbrecher verteidigen zu können. Nein, nein, nein, nein, nein!
Der Kontext – damals der Gründungsväter –, warum sie das geschrieben haben, war nicht, damit man sich gegen Einbrecher verteidigen kann oder gegen Verbrecher, nein, es war, um der Regierung das Waffenmonopol zu nehmen. Weil die gelernt hatten – aus allen früheren Regierungen –, dass die Regierung irgendwann ihr Volk unterdrückt. Und wie macht sie das? Mit dem Waffenmonopol.
Das heißt: Nur die Polizei, nur die Bundeswehr hat Waffen, die Bürger haben keine, damit kannst du sie abschlachten. Schau Dir an, was Stalin gemacht hat. Schau Dir an, was Hitler gemacht hat.
Das geht in Amerika nicht. Die hätten vielleicht längst schon viel mehr krassere Sachen gemacht, aber das kannst Du nicht machen. So, und so viele Soldaten und so viele Polizisten hat die ganze USA nicht, wie dort Einzelpersonen Waffen haben. Sie würden immer verlieren. Und das muss man aber wissen, vom Kontext her. Das ist damals deren schlechte Erfahrung gewesen und glaub mir, die würden wir heute auch wieder machen. Und ich halte es für sehr schlau, dass man sich gegen eine übergriffige Regierung verteidigen kann.
Nimm diese ganzen, diese ganzen – wie auch immer gearteten – Despoten oder Diktatoren, die Frage ist: Sind es auch wirklich welche oder werden sie von uns nur so dargestellt?
Aber angenommen, Du hast einen richtig fiesen Diktator – gerade in afrikanischen Kontinenten hast Du es oft –, und die Bevölkerung hätte Waffen, dann wäre das alles nicht so einfach mit dem Völkermord und Genozid und so weiter und so weiter.
So, und jetzt kann man natürlich das in die eine Richtung bringen, in die andere Richtung bringen, aber Du musst immer den Kontext sehen. Das heißt: Du musst Dir die Zeit anschauen von Kant und Du musst es erst mal aus der Adler-Sicht anschauen, dass Du orientiert bist. Wo hat er gelebt? Was waren dem seine Probleme? Dafür ist Wikipedia relativ gut oder Du befragst ChatGPT und so weiter.
Du musst erst – immer, wenn Du was Neues anfängst, wirklich ein neues Fachgebiet … In dem Fall ist das Fachgebiet ja vielleicht neu, Philosophie. “phil” heißt “mag”, “sophia” ist “das Wissen”, es ist also “die Liebe zum Wissen”.
Was ist eigentlich Philosophie? Was haben Philosophen eigentlich versucht herauszufinden? Eigentlich haben sie versucht, die Gesetze des Lebens herauszufinden. Manche von denen haben sich dann ein bisschen in den Weiten der Philosophie verirrt und haben dann den Zweck von Philosophie, nämlich die Gesetze des Lebens herauszufinden, vergessen.
Also, Du würdest Dich orientieren: So was ist Philosophie? Was kann es? Zu welcher Zeit war er [Kant] da? Welche Probleme hatte der? Was ist seine grundlegende Philosophie in fünf Absätzen?
So, und dann würdest Du mit dem Buch starten und dann würdest Du, sobald Du merkst: “Äh, verstehe ich nicht” … Du liest einen Text, den Du nicht verstehst, dann suchst Du nach einem missverstanden Wort.
Wichtig: Missverstandene Worte sind immer einfach, wenn Du es siehst. Das ist aber nur in 10 Prozent der Fälle der Fall. Das Symptom ist: “Ich verstehe es nicht!” Dann musst Du einfach wissen: “Ah, da ist ein missverstandene Wort.” Und dann musst Du es aktiv suchen.
Dann sage ich: “So, welches Ding davon könnte ich nicht – wie aus der Pistole [geschossen] – definieren?” Oder im schlimmsten Fall musst Du einfach zehn erst mal nachschlagen und Du wirst aber dann feststellen, dass dann eins ist, wo Du sagst: ”Ups, da kannte ich ja nur eine Bedeutung von vielen.”
Beispiel: “Schuh, Fußwerk zum Anziehen! Ach ja, es ist auch ein Auffangbehälter.” Damit kriegt es natürlich eine ganz andere Bedeutung. So würdest Du es machen? Genau, kommen wir aber später auch noch tiefer dazu. Aber es ist hier zu wissen, schon mal gar nicht so schlecht.
Also das, was wir vorher gelernt haben: Orientierung ist wichtig! Verstehst Du? Du kannst es sonst nicht einordnen. Das hat etwas mit Deinem Verstand zu tun, da kommen wir später auch noch drauf. Das sogenannte “Wissensnetz”, also wie Dein Verstand Dinge verknüpft. Er verknüpft immer eine neue Information mit einer, die er schon kennt. Und wenn Du jetzt zu tief in die Details eingehst und nicht orientiert bist, dann fällt das alles durch.
Also es gibt einfach so ein paar Regeln. Wenn Du Deinen Verstand nicht vergewaltigen willst, dann solltest Du Dich an so ein paar Regeln halten und immer vorher erst mal die Adler-Sicht!
Adler-Sicht ist Orientierung, die ist die wichtigste. Ich würde mir auch – bevor ich ein neues Buch, das sehr intensiv zu lesen ist – erstmal die Zusammenfassung des Buches irgendwo raus googeln oder mir von ChatGPT die geben lassen. Nicht, um abzukürzen, sondern um das, was ich dann auf Seite eins lese, im Gesamtkontext einigermaßen einordnen zu können. Kommt später auch noch.
Wenn Du jetzt wirklich studieren musst, um etwas wirklich zu beherrschen, musst Du mehrmals durch. Erstes Mal: Orientierung, Überblick. Zweites Mal: richtig durcharbeiten. Drittes Mal: die Gesamtheit abrunden. Kommen wir aber noch dazu.