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Der Erfolgsalgorithmus (Kurzform)

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Zu den Tools zur Anwendung von systemischem Denken gehört auch der Erfolgsalgorithmus. Dieser ist Eng mit der Definition von Erfolg und dem Konzept der roten und blauen Knöpfe verbunden (siehe dazu den Beitrag Rote und blaue Knöpfe).

Wenn Erfolg das Weglassen von Misserfolg ist, dann wäre es doch sinnvoll, eine einfache Formel zu haben, die Misserfolg ausfiltert. Dafür habe ich den Erfolgsalgorithmus (Kurzform) entwickelt. Dieser besteht aus 4 einfachen Fragen:

1. Gibt es Downsides? Wenn ja, welche? Welche Opportunitätskosten (= “Kosten” die entstehen, weil man seine Ressourcen in Bereichen bindet, die an anderer Stelle, z. B. mit höherem ROI, besser investiert wären) sind in der Aktion enthalten? Wie kann ich potenzielle Downsides herausfinden und im Griff halten?

2. Gibt es Wechselwirkungen? Welche unerwünschten Wechselwirkungen bei funktionierenden Systemen kann es geben? Wie kann ich diese limitieren und kann ich es überhaupt sicherstellen?

3. Habe ich weggelassene / fehlende Daten übersehen? Habe ich nach weggelassenen Daten gesucht? Weggelassene Daten sind besonders tückisch, da es Informationen sind, die da sein sollten, aber nicht da sind. Deswegen bemerkt man auch nicht, dass etwas verkehrt ist, denn es ist ja nichts da, was unlogisch erscheint. 

4. Habe ich alle Blickwinkel / Advocati Diaboli berücksichtigt? Habe ich alle Blickwinkel konsultiert? Habe ich Leute befragt, die mit dem Bereich bereits Erfahrung / Vertrautheit haben (Advocati Diaboli)? Bin ich zu verliebt in meine Idee oder bin ich wirklich daran interessiert, widersprüchliche Meinungen zu prüfen und Downsides auszuschließen?

Der Erfolgsalgorithmus am Beispiel: Auswandern

Stell Dir vor, Du möchtest Deutschland verlassen und auswandern. Das hört sich möglicherweise erstmal gut an. Allerdings merken viele Auswanderer nach relativ kurzer Zeit, dass doch nicht alles so eitel Sonnenschein ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Der Erfolgsalgorithmus kann Dir helfen, schon vorher relativ genau zu bestimmen, ob das Auswandern für Dich ein Erfolg wird oder eher nicht. 

1. Downsides

Wenn Du auswandern möchtest, könntest Du Dich fragen: Welche Downsides hat es, in diesem anderen Land zu leben? Nicht in Deutschland zu leben? Das gegenwärtige bestehende System (Wohnung, Arbeit, Freunde, …) zu verlassen? Welche Opportunitätskosten entstehen mir dadurch (z. B. Ausgaben für neue Wohnung, Verdienstausfall, Kosten, die dadurch entstehen, dass erst neue Kontakte aufgebaut werden müssen (beruflich, privat) …)? Wie kann ich diese Dinge alle herausfinden und wie kann ich sie kontrollieren?  

2. Wechselwirkungen

Wie wirkt es sich auf mich / meine Familie / meine Freunde / meine Arbeit aus? In welche weiteren funktionierenden Systeme bin ich eingebunden (Versicherungen, …)? Welche unerwünschten Wechselwirkungen entstehen dort? Kann ich sie begrenzen und wenn ja, wie?

3. Weggelassene / fehlende Daten

Weggelassene / fehlende Daten findest Du am besten, indem Du mit Leuten sprichst, die viel Erfahrung in dem Bereich haben – also z. B. mit Leuten, die selbst ausgewandert sind oder regelmäßig anderen beim Auswandern helfen. Frage sie: “Was hast du damals nicht bedacht? Was ist dir erst später bewusst geworden? Was hättest du aus heutiger Sicht anders gemacht?” Wichtig: Finde stets die Fakten hinter Meinungen oder Schlussfolgerungen heraus!

4. Alle Blickwinkel (= Advocati Diaboli)

Der “Advocatus Diaboli” (Mehrzahl “Advocati Diaboli”) ist der “Anwalt des Teufels”. Im übertragenen Sinn meint man damit eine Person, die “Fehler finden soll”. Nimm die Rolle dessen ein und suche ganz gezielt nach Fehlern, Auslassungen, Dingen, die nicht bedacht wurden etc.

Suche andere Advocati Diaboli (also Leute, die bewusst den Gesichtspunkt der Gegenseite einnehmen), die Vertrautheit mit diesem Bereich haben.  Das wären in diesem Fall Leute, die selbst schon ausgewandert sind (am besten sowohl erfolgreich als auch nicht erfolgreich). Erkläre diesen Dein Projekt und frage: “Was habe ich hier vergessen?”, “Was könnte hier schief laufen?”, “Was würdest Du aus Deiner Erfahrung heraus anders machen?” etc.

Und ganz wichtig: Stelle sicher, dass Du bereit bist, Dir das Thema objektiv anzuschauen und andere Meinungen zuzulassen (anstatt die eigene Idee so toll zu finden, dass Du nicht objektiv darauf schauen kannst).


Video-Briefing

Video Vorschau

Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “Systemisches Denken”

  1. Der Erfolgsalgorithmus (Kurzform). Wenn Erfolg das Weglassen von Misserfolg ist, dann wäre es doch sinnvoll, eine einfache Formel zu haben, die Misserfolg ausfiltert.

Wie gesagt, es gibt eine einfache und eine komplexere. Das ist jetzt die einfachere, die aber 80 Prozent des Ergebnisses liefert.

Dafür habe ich den Erfolgsalgorithmus (Kurzform) entwickelt. Dieser besteht aus vier einfachen Fragen:

1.Gibt es Downsides? 

Also, ich habe jetzt eine Idee, und dabei ist eine Sache wichtig: Sei nicht verliebt in Deine scheiß Idee. Eine Idee ist eine Idee. Du weißt, Scheiterwahrscheinlichkeit 1:30. Es ist genau genommen keine Idee, sondern es ist eine Hypothese. Du sagst, das könnte funktionieren und ob es funktioniert, zeigt das Universum. Du bestimmst nicht, ob es funktioniert.

Du bestimmst in Deinem Kopf, was funktioniert. In Deinem eigenen privaten Universum kannst Du sagen: “Ich mag Blondinen. Ich hasse Dunkelhaarige”. Du bist der Meister in Deinem Universum. Du sagst: “Ich liebe Spaghetti. Ich hasse veganes Essen.” Wie auch immer, Du bist der Meister in Deinem Universum. Das gilt aber nicht für das physikalische Universum. In dem ist der Meister … Du erkennst anhand der Antwort, ob Du richtig liegst oder nicht.

Und die meisten Leute verwechseln ihr Universum mit dem physikalischen Universum. Klingt jetzt komisch, ist aber so. Denn in Deinem Universum baust Du Dir alles zurecht, wie Du es gerne haben möchtest und das funktioniert dann auch. Aber ob etwas funktioniert hängt überhaupt nicht von Deiner Meinung ab, sondern einfach davon, ob es funktioniert. Punkt.

Also als Beispiel: Ich finde Kommunismus und Sozialismus total cool. Ich finde die Idee, dass alle gleich sind, super. Ich finde die Idee, dass sich jeder um den anderen kümmert, ich finde die Idee, dass keiner ausgebeutet wird, ich finde das alles super. Funktioniert leider nicht. Es funktioniert einfach nicht. So, und deswegen finde ich es final scheiße. Aber eigentlich finde ich die Idee super.

Das ist das, was die Anhänger von dem Zeugs nicht verstehen. Sie sind verliebt in die Idee. Solltest Dir aber anschauen: funktioniert der Scheiß? So, das ist das Ding!. Sei nicht verliebt in die Idee. Funktioniert der Scheiß?

Also, Du hast eine Idee und erkennst, es ist keine Idee, es ist eine Hypothese. Das heißt, Du sagst, es ist theoretisch so. Was ist eine Hypothese? Das ist ein formuliertes Gesetz, wie es denn sein könnte. Es ist eine Idee, wie etwas sein könnte, die zu erhärten oder zu verwerfen ist. Also, sprich eine erhärtete Hypothese wird zu einem Gesetz. Eine nicht erhärtete Hypothese wandert auf den Müllplatz bzw. in die Aufzeichnungen der roten Knöpfe.

So, also Du hast jetzt Deine Idee, weißt, es ist eine Hypothese. Jetzt fragst Du Dich: “Gibt es Downsides? Wenn ja, welche?”

Deswegen darfst Du nicht verliebt in Deine Idee sein, sonst hast Du dieses Vorurteil und willst da gar nicht hinschauen. Gibt es Downsides? Wenn ja, welche? Jede Upside hat eine Downside. Und einfach nur, indem man sich die Frage stellt “Welche Downsides könnte es auslösen?”, hast Du schon 50 Prozent Deiner roten Knöpfe aussortiert. Die Leute stellen sich die Frage nie: “Welche Downsides könnte es auslösen?”

Welche Opportunitätskosten (= Kosten, die entstehen, weil man seine Ressourcen in Bereichen bindet, die an anderer Stelle, zum Beispiel mit höherem Return on Investment, besser investiert wären.)

Zum Beispiel ist mir auch aufgefallen, viele Unternehmer verstehen Opportunitätskosten nicht. Also, die normalen Kosten siehst Du, die gehen weg von Deinem Konto, rote Zahlen, weg, minus. Opportunitätskosten siehst Du nicht auf Deinem Konto, sondern siehst Du eigentlich gar nicht.

Aber es sind die Kosten des nicht besten Geschäfts. Es sind die Kosten des nicht besten Geschäfts. Also sprich, Du sagst etwas: “Hey, ich mache jetzt das.” Und dann ist eben die Frage: “Okay, hätte ich es wo besser investiert?” Und die Differenz daraus, aus dem, die Differenz zum Bestmöglichsten, zur bestmöglichen Aktion, zum bestmöglichen Geschäft, sind die Opportunitätskosten, weil Du die falsche Möglichkeit, die falsche Opportunität wahrgenommen hast oder die nichtbeste Opportunität wahrgenommen hast.

Also fragst Du nach Downsides und nach Opportunitätskosten. Also mal angeschaut, Container, Halle, das, das, das und hättest Du mal ausgerechnet bei Dir, wo der beste Ertrag herkommt, und so weiter, wäre es Dir wahrscheinlich schon aufgefallen. Und nicht in die eigene Idee verliebt sein.

So, dann stellst Du Dir die Frage: “Wie kann ich potenzielle Downsides herausfinden und im Griff halten?”

Erfolg ist das Begrenzen von Misserfolg, wenn Du so möchtest. Also, Erfolg ist das Weglassen von Misserfolg, aber Du musst die Downsides begrenzen. Erfolgreich ist, wer die Downsides im Griff hat.

Also, erste Frage: “Gibt es Downsides? Und wenn ja, welche? Opportunitätskosten dieser Aktion? Wie kann ich Downsides herausfinden und begrenzen?”

  1. Gibt es Wechselwirkungen?

Die Antwort lautet ja. Die Frage ist nur, wie viele und wie unerwünscht. Welche unerwünschten Wechselwirkungen bei funktionierenden Systemen kann es geben? Also nochmal: Du hast jetzt ein neues, Du versuchst etwas völlig Neues auszuprobieren, weil Du gerade Dein Business verkauft hast. Herzlichen Glückwunsch. Mach, was Du willst. Da gibt es einen englischen Ausdruck für: “Throw shit at the wall and look, where it sticks.” Also, Du schießt aus allen Rohren und schaust, wo bleibt irgendwas hängen?

Das kannst Du machen. Wenn Du neu startest, kannst Du das machen und sollst es auch machen. Schieß möglichst überall hin, aus allen Rohren und schau, wo bleibt was hängen. Aber sobald Du irgendwas hast, was hängen bleibt, hörst Du damit auf und schaust genauer: Was ist da los?

Also, gibt es Wechselwirkungen? Ja, immer. Welche unerwünschten Wechselwirkungen bei funktionieren Systemen kann es geben? Wie kann ich diese limitieren und kann ich es überhaupt sicherstellen?

Also, eine Art und Weise, wie man etwas limitieren kann, ist, indem man es im Kleinen, im Labor, in Quarantäne, wir nennen es intern im Quarantänebecken testet. Also unabhängig von unserem bestehenden System, völlig außerhalb, am besten in einem anderen Büro, da testen wir das mal aus.

So, jetzt kommt das ganz Fiese und ich möchte, dass Ihr jetzt, während wir diese vier Punkte durchgehen, Ihr mal irgendeinen Misserfolg, den Ihr hattet, bitte im Hinterkopf habt. Irgendwas, was richtig in die Hosen gegangen ist, wo Du im Nachhinein viel schlauer warst. Und jetzt nimm mal diese vier Punkte. 

Warst Du verliebt in Deine Idee?

Hast Du wirklich die Downsides gesucht? 

Hast Du nach Opportunitätskosten geschaut? 

Und hast Du wirklich versucht, Downsides rauszufinden?

Falls ja, hättest Du diesen Fehler gemacht?

Zweitens:

Hast Du Dir um Begrenzung der Downsides Gedanken gemacht?

Und jetzt:

  1. Habe ich weggelassene / fehlende Daten übersehen?

So, habe ich nach weggelassenen Daten gesucht? Weggelassene Daten sind besonders tückisch, da es Informationen sind, die da sein sollten, aber nicht da sind. Deswegen bemerkt man auch nicht, dass etwas verkehrt ist, denn es ist ja nichts da, was unlogisch erscheint.

Also: “Habe ich weggelassene / fehlende Daten?” Erinnert Euch mal bitte zurück an irgendeinen Rückschlag, den ihr hattet. Und im Nachhinein kam eine Information raus, wenn Ihr die vorher gehabt hättet, hättet Ihr Euch nicht so entschieden. Richtig oder falsch? So, es wäre also schlau, gleich vorher nach weggelassenen Daten zu fragen.

So, und jetzt pass auf: Eins, zwei und drei machst Du mehr oder weniger in Deinem Kopf oder mit Deinen Augen?

Bei vier musst Du jetzt ein bisschen aktiv werden.

  1. Habe ich alle Blickwinkel / Advocati Diaboli berücksichtigt?

So, der Advocatus Diabolus ist praktisch der Teufelsanwalt. Dass Ihr kurz die Herkunft wirklich voll versteht: Wenn irgendjemand in der katholischen Kirche heiliggesprochen werden sollte, dann hat man zwei Anwälte eingestellt: den Anwalt des Teufels und den Anwalt Gottes. Der Anwalt Gottes hat über diesen heilig zu sprechenden Typ alles Gute herausgefunden, warum er heiliggesprochen werden sollte. Und der Advocatus Diaboli hat irgendwelche Flecken auf seiner Weste gesucht, was dagegen spräche.

Und dann hat man die, ähnlich wie Rechtsanwalt / Staatsanwalt, ähnlich wie These / Antithese, hat man die gegeneinander laufen lassen. Und der Advocatus Diaboli, dessen Job war es, Fehler zu finden. Das war sein Job. So habe ich alle Blickwinkel Advocati Diaboli berücksichtigt, habe ich alle Blickwinkel konsultiert.

So als Beispiel: Du hast jetzt irgendwie eine tolle Idee zu einem Business. Je nachdem, wenn Du jetzt Unternehmer bist, dann hast Du ja die Adlersicht. Ja, die Adlersicht. Es gibt aber noch eine Giraffen- und eine Ameisensicht. Ameisensicht wären die Leute, die genau mit dieser Aktion zu tun haben. Giraffen wären die, die nicht ganz so hoch da stehen, aber die so auf Abteilungsleiter-, Managerebene stehen. So, das heißt, die erste Sache, die ich mache, wenn ich jetzt etwas Neues testen möchte, ich frage erstmal alle Ebenen.

“Hey, das ist meine These. Du bist jetzt mal Teufels Anwalt. Nörgele mal, was könnte nicht funktionieren. Wo hast Du Bedenken?” Keine Sau macht das so. Alle wollen immer nur Bestätigung auf ihre Thesen. Mache es einfach anders. Verstehe, dass eine These 29 mal widerlegt werden muss, damit eine bestätigt wird. So, und jetzt hörst Du Dir das einfach an, was die sagen. Und das ist jetzt nur innerhalb Deines Ladens.

Jetzt kannst Du aber zum Beispiel auch Mitbewerber, Freunde oder andere Unternehmer fragen. Sagst Du: “Pass auf, ich habe folgende Idee. Was hältst Du davon? Wo siehst Du Stärken? Wo siehst Du Schwächen? Genaug enommen interessieren mich mehr die Schwächen.” So, dadurch kriegst Du Blickwinkel, die Du selber gar nicht hast. Also, habe ich alle Blickwinkel konsultiert (Adler, Giraffe, Ameise)? Habe ich Leute befragt, die mit dem Bereich bereits Erfahrung / Vertrautheit haben?

Das sind Deine idealen Advocati Diaboli. Übrigens, Advocatus Diabolus ist die Einzahl, Advocati Diaboli ist die Mehrzahl. Also such Dir Leute, die Vertrautheit haben, Mitbewerber. Wenn Du da keinen kennst, ruf irgendwie einen Professor an oder sonst irgendwas. Das ist gut investierte Zeit. Denn der Test, der Test ist teuer, der frisst die Ressourcen. Ich sortiere 25 Ideen nur durch Schritte 1 bis 4 aus.

Bin ich zu verliebt in meine Idee oder bin ich wirklich daran interessiert, widersprüchliche Meinungen zu prüfen und Downsides auszuschließen? Oder zu sagen: “Nö, kann nicht funktionieren.” So, und jetzt kommt Trick 17. Jetzt, wenn Du genügend Advocati Diaboli befragst, wird sich eine Sache herausstellen, wo Du sagst: “Das ist der Schwachpunkt meiner These.” Also irgendwo gibt es einen Schwachpunkt an der These. Und jetzt kommt Trick 17. Wir testen nicht alles, wir testen nur den Schwachpunkt, den Du hier bei 1, 2, 3, 4 rausfindest.

Du testest nur darauf. Also wenn Du so möchtest, Schritt fünf wäre:

Test auf den gefundenen Schwachpunkt

Der Erfolgsalgorithmus am Beispiel: Auswandern. Also ich gehe jetzt einfach mal her und sage jetzt einfach mal so, kennen wir ja, was weiß ich, ich glaube RTL II ist es oder so, die dann irgendwie die ganzen Auswanderer begleiten. Und ich denke mir, Mensch, wenn ihr mal den Erfolgsalgorithmus gemacht hättet, dann könntet Ihr Euch viel Leid ersparen. Aber sie sind verliebt in die Idee: “Auswandern, dann wird alles besser.” Auch motiviert von: “Oh Gott, mein Leben ist hier so verkackt, woanders wird alles schöner.” Also von weg, hin zu. Sie sind also sehr verliebt in die Idee und dann kommen die Wechselwirkungen.

Stell Dir vor, Du möchtest Deutschland verlassen und auswandern. Das hört sich möglicherweise erst mal gut an. Allerdings merken viele Auswanderer nach relativ kurzer Zeit, dass doch nicht alles so eitel Sonnenschein ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Der Erfolgsalgorithmus kann Dir helfen, schon vorher relativ genau zu bestimmen, ob das Auswandern für Dich ein Erfolg wird oder eher nicht.

Und falls ja, wo die Schwierigkeiten herkommen, dann bist Du wenigstens vorbereitet und hast keine falsche Erwartungshaltung. Denn, Frage: “Ruft Euch mal eine schöne Verstimmung eures Lebens zurück!” Also einfach irgendwas, wo Ihr richtig verstimmt wart. Irgendwas. Hat jeder was, wo er so richtig verstimmt war? Ich wette, es gab davor eine Erwartung, die nicht erfüllt wurde. War es bei irgendwem nicht so? Also, es haben viele … Wir haben jetzt hier so rund 15 Leute sitzen. Alle haben ein Erlebnis, wo sie richtig verstimmt wurden und alle hatten davor eine große Erwartungshaltung.

So, bedeutet: Verstimmung kommt von Erwartung. So, wenn Deine Erwartung jetzt natürlich völlig unrealistisch ist, weil Du einfach völlig hirnlose Erwartungen hast, weil Du Dich in Systemen nicht auskennst, ist es natürlich der Weg in die Depression, der Weg zu Verstimmung und der Weg zu emotionaler Folter. Versteht Ihr, wie ich meine?

Also wenn ich mir vorstelle, “Oh, das wird ganz schön hart auszuwandern”, ja, dann werde ich auch nicht frustriert. Wenn ich aber denke, “Da wird alles schön”, dann geht es mir relativ schlecht. Also die Erwartung. Könnt Ihr übrigens auch für Euer allgemeines geistiges Wohlbefinden – das ist jetzt nicht Teil dieser Lektion hier–, aber Du kannst natürlich über Erwartungen Dein geistiges Wohlbefinden stark steuern.

Der Trick lautet: erwarte weniger, beobachte mehr.

Okay. So, jetzt gehen wir mal den Erfolgsalgorithmus durch, nach Auswandern.

Downsides: Wenn Du auswandern möchtest, könntest Du Dich fragen: Welche Downsides hat es, in diesem anderen Land zu leben? Nicht in Deutschland zu leben? Das gegenwärtige bestehende System (Wohnung, Arbeit, Freunde, …) zu verlassen? Welche Opportunitätskosten entstehen mir dadurch (zum Beispiel Ausgaben für neue Wohnung, Verdienstausfall, Kosten, die dadurch entstehen, dass erst neue Kontakte aufgebaut werden müssen (beruflich, privat), Du Dich nicht auskennst, erst mal rausfinden muss, wo die Restaurants sind)?

Also das nimmt man ja alles für selbstverständlich. Ich bin einmal innerhalb von Deutschland kräftiger umgezogen. Ich habe geflucht, bis ich eine Reinigung gefunden habe, die meine Krawatten nicht misshandelt hat.

Wie kann ich diese Dinge alle herausfinden und wie kann ich sie kontrollieren? Andere Auswanderer fragen. Das wäre dann schon wieder Schritt 4, Advocati Diaboli.

Wechselwirkungen: Wie wirkt es sich auf mich / meine Familie / meine Freunde / meine Arbeit aus?

Denn ich sehe ja nur die Upside, wenn ich auswandere. “Oh, da ist Schönwetter. Hier in Deutschland habe ich versagt, aber da wird alles besser.” Und so weiter, das ist nur die Upside.

In welche weiteren Systeme bin ich eingebunden (zum Beispiel Versicherungen / Gesundheitssystem, ist ja in den Ländern alles anders)? Welche unerwünschten Wechselwirkungen entstehen dort? Kann ich sie begrenzen und wenn ja, wie?

Weggelassene / fehlende Daten. Weggelassene / fehlende Daten findest Du am besten, indem Du mit Leuten sprichst, die viel Erfahrung in dem Bereich haben, also zum Beispiel mit Leuten, die selbst ausgewandert sind oder regelmäßig anderen beim Auswandern helfen. Frage sie: “Was hast Du damals nicht bedacht? Was ist Dir erst später bewusst geworden? Was hättest Du aus heutiger Sicht anders gemacht?” Das sind die ultimativen Fragen.

Wichtig: Finde stets die Fakten hinter Meinungen oder Schlussfolgerungen heraus! Also, Du musst einfach wissen, was ist eine Meinung, dass sind nämlich richtig oder falsch interpretierte Fakten oder Meinungen. Und was ist ein Fakt? Etwas, was man nachprüfen kann. So, wenn jetzt jemand sagt: “Ich würde nicht auswandern!”, dann übernimmst Du das natürlich nicht, wenn Du Leute befragst. Also Du hörst nicht auf deren Meinungen, Du suchst nach den Fakten dahinter.

Also ich höre nie auf Meinungen. Ich frage aber dauernd Leute. So, jetzt sagt einer zu mir … frage ich den: “Hey, was hältst Du von Auswandern?” Sagt er: “Würde ich auf keinen Fall wieder machen.” So, was sage ich dann: “Okay, nur, dass ich es verstehe: Was waren denn die Erfahrungen, die Du gemacht hast?” Oder: “Okay, nur dass ich’s verstehe: Was sind denn die Punkte, die Dich zu diesem Ergebnis kommen ließen?” “Was sind denn die Fakten, die Dich zu dieser Schlussfolgerung gebracht haben?”

So, Du fragst die Leute, aber nicht nach Meinungen, sondern nach Daten. Das heißt, denken tust Du selber. Denn ob die richtig oder falsch ausgewertet haben … Ich geb Dir einen Tipp: zu 95 Prozent werten Leute falsch aus. Stell das lieber selber sicher, dass Du die Daten hast. Denn wenn der jetzt sagt: “Ja, der Grund, warum ich es nicht mehr tun würde, ist, weil mich meine Frau verlassen hat”, Du aber Single bist, dann wäre das ziemlich blöd. Oder: “Ja, weil die Schulen für die Kinder so schlecht sind.” Du bist aber Single, dann wäre das irgendwie doof, weil es nicht vergleichbar ist mit Deiner Situation.

Also wichtig: Finde stets die Fakten hinter Meinungen oder Schlussfolgerungen heraus!

Dann: Alle Blickwinkel (= Advocati Diaboli). Der “Advocatus Diaboli” (Mehrzahl “Advocati Diaboli”) , das habe ich vorhin falsch gesagt, dass heißt, der Singular ist Advocatus Diaboli. Latein ist leider etwas kompliziert, weil der Genitiv von Diabolus ist in dem Fall ”i”, also der Anwalt des Teufels.

Aber die Pluralanzahl ist auch “i” und deswegen kann man das leicht verwechseln. Das heißt also Advocatus Diaboli ist der Anwalt des Teufels. Im übertragenen Sinne meint man damit eine Person, die Fehler finden soll. Nimm die Rolle dessen ein und suche ganz gezielt nach Fehlern, Auslassungen, Dingen, die nicht bedacht wurden etc. und vor allem andere, die damit Vertrautheit haben.

Suche andere Advocati Diaboli (also Leute, die bewusst den Gesichtspunkt der Gegenseite einnehmen), die Vertrautheit mit diesem Bereich haben. Das wären in diesem Fall Leute, die selbst schon ausgewandert sind. Am besten sowohl erfolgreich als auch nicht erfolgreich.

Also viele sagen immer folgendes Folgendes: “Frag nur erfolgreich Leute oder hör nur auf erfolgreiche Leute.” Sehe ich nicht so. Also ich höre, ich befrage erfolgreiche Leute, aber ich höre trotzdem nicht auf sie, sondern ich sage immer: “Okay, das ist Deine Meinung, nur dass ich es verstehe: Wie bist Du zu dieser Meinung gekommen?” Ich will den Rechenweg, nicht das Ergebnis.

So, und ich frage auch immer die, die gescheitert sind. Warum? Die kennen die roten Knöpfe sehr gut. Also verstehst Du die? Die Idee der blauen und roten Knöpfe gibt Dir eine ganz andere Art zu operieren. Du kannst erfolglose Leute fragen. Warum? Weil sie Dir rote Knöpfe liefern, und es ist gut, sie zu haben.

Und natürlich solltest Du erfolgreiche Leute fragen, weil die normalerweise schlauer sind, besser beobachten etc. Aber Du kannst mit beiden gewinnen. Und das ist ganz schön cool für mich, denn es gibt leider sehr viel mehr Doofe als Schlaue und sehr viel mehr Unerfolgreiche als Erfolgreiche. Deswegen, wenn Du nur die Erfolgreichen fragen kannst, wird es oft schwierig. Aber Du kannst die Unerfolgreichen fragen, um die roten Knöpfe zu finden.

Also, das wären in diesem Fall Leute, die selbst schon ausgewandert sind (am besten sowohl erfolgreich als auch nicht erfolgreich, blau / rot). Erkläre diesen – also diesen Leuten, die Du befragst – Dein Projekt und frage: “Was habe ich hier vergessen?”, “Was könnte hier schief laufen?”, “Was würdest Du aus Deiner Erfahrung heraus anders machen?” etc.

Und ganz wichtig: Stelle sicher, dass Du bereit bist, Dir das Thema objektiv anzuschauen (also einfach so wie es ist, ohne Deine Wünsche damit einzubauen) und andere Meinungen zuzulassen (anstatt die eigene Idee so toll zu finden, dass Du nicht objektiv draufschauen kannst).

So, jetzt müsst Ihr aber eins wissen: Wer von Euch mag es, wenn Du eine Idee vorträgst und dann sagen wir Leute auf einmal, was sie daran doof finden. Wer mag das von euch?

Oh, keiner, gut. Warum mag man das nicht? Ganz einfach, weil man nicht danach gefragt hat. Gilt übrigens auch andersrum. Wenn Du jemandem helfen möchtest, der hat eine ziemlich dämliche Idee, wo Du weißt, er wird gegen die Wand fahren, dann gib nicht Deinen Senf dazu. Es funktioniert nicht. Sie hassen es. Was Du machen kannst, ist, ihn in den Modus bringen, dass er Dich fragt.

Also, ich würde zum Beispiel Folgendes machen, würde sagen: “Wow, das ist eine ziemlich interessante Idee. So eine ähnliche hatte ich vor zehn Jahren auch und die fand ich damals auch ganz schön geil.” Und dann könntest Du sagen: “Na ja, aber heute …” Also, Du bringst ihn praktisch dazu, dass er Dich fragt. Aber er muss Dich fragen: “Wie, aber heute?”

Oder Du bittest um Erlaubnis, dass er den Modus wechselt vom Erzähler in den Zuhör-Modus. Du könntest ihn zum Beispiel sagen: “Sag mal, ich finde Deine Idee ganz schön cool, aber ich hätte da eine Sache, wo ich ein bisschen Bedenken hätte. Wäre es okay, dass ich Dir das sage?” So, und dann sagt er: “Ja”, und jetzt ist er im Zuhör-Modus. Vorher war er im Erklär- Modus seiner Idee.

Wenn Du dagegen schießt, nervst Du ihn. Wenn Du ihn aber dazu bringst, in den Zuhör-Modus zu gehen, dann ist er einigermaßen offen für Deine Sichtweise. Das ist einfach nur, wie man das ganze anwendet, um andere nicht in die Scheiße zu reiten.

Ihr seid aber schlauer, ihr geht von selbst, ursächlich, selbstbestimmt, selbst entschieden in den Frage-Modus. Du gehst selbstbestimmt da rein und dadurch nerven Dich die Meinungen nicht, weil Du es selber entschieden hast und es nicht aufgezwungen bekommst.

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