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Iterationen und MVP

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Tools zur Anwendung von systemischem Denken sind auch Iterationen und MVP. Lass uns anschauen, was es damit auf sich hat.

Definition: “Iteration”

(von lat. iteratio: “Wiederholung”, iterare: “wiederholen”, iterum: “abermals, wieder”) – Kommt ursprünglich aus der Programmierung und bedeutet: Ein Projekt immer wieder durchgehen und es mit jedem Durchgang zu schärfen und / oder zu verbessern.

Iteration am Beispiel: Bildhauer

Wenn z. B. ein Bildhauer eine Statue aus einem Steinblock meißelt, dann fängt er nicht oben am Kopf an (inklusive Haarstruktur und aller Details) und arbeitet sich dann bis unten zu den Zehen durch. Das wäre auch problematisch, denn im Rahmen dessen könnte es sein, dass er am Ende feststellt, dass gar kein Platz mehr für die Zehen übrig ist. Aus diesem Grund arbeiten Bildhauer ganz anders: 

  • Zuerst wird der Felsblock in eine grobe Form geschlagen.
  • Dann wird die grobe Form feiner gemeißelt.
  • Dann wird sie mit einem feineren Meißel noch feiner gemeißelt.
  • Dann werden die Kanten geschliffen.
  • Und erst zum Schluss werden die ganzen Details mit einem sehr feinen Meißel „eingraviert“.

Der Bildhauer geht also in Iterationen vor. Und genau dieses Prinzip solltest auch Du Dir angewöhnen. Fange bei neuen Dingen also nie vorne an und arbeite Dich bis zum Ende durch, sondern mache es “iterativ” (= in mehreren Durchgängen).

In Systemen: Es bringt nichts, einen Faktor “perfekt” zu machen und die anderen nicht gleichzeitig auf ein höheres Niveau zu bringen, da ein veränderter Faktor die anderen mitverändern wird.

Grafik zu: Iterationen, am Beispiel eines Bildhauers

Definition: “MVP” (Minimum Viable Product)

Der Begriff stammt aus der Programmierung und ist die Abkürzung für „Minimum Viable Product“. Ein MVP ist also die Minimalanforderung für ein wertvolles Produkt, das in sich nutzbar ist und einen Wert hat und mit dem man erste Tests durchführen kann.

MVP am Beispiel: App-Entwicklung

Du möchtest eine neue App mit 10 verschiedenen Funktionen (= Faktoren) entwickeln. Statt alle 10 auf einmal zu programmieren (was lange dauert und aufwändig ist), überlegst Du, welche die wichtigsten 3  Funktionen sind, die für den Nutzer wertvoll wären. Dann programmierst Du diese Funktionen, stellst sicher, dass sie wertvoll und nutzbar sind – und hast ein MVP, das Du schon mal verkaufen (oder mit dem Du Tests durchführen) kannst.

Weiteres Beispiel: Du möchtest Dein Wohnzimmer neu gestalten. Anstatt alles sofort perfekt zu machen und hinterher festzustellen, dass es irgendwie doch nicht so aussieht, wie Du es eigentlich wolltest, könntest Du zuerst mit den wichtigsten Schlüsselelementen beginnen. Nach und nach würdest Du immer mehr verbessern und austauschen, bis es tatsächlich so ist, wie Du es haben wolltest. 

Nicht in Iterationen und MVPs zu arbeiten und stattdessen zu versuchen, „sofort alles perfekt“ zu machen, hat mehrere Risiken:

  • komplette Themaverfehlung 
  • zu viel investierte Zeit und Ressourcen, ohne echtes Ergebnis
  • veränderte Umstände (z. B. Marktveränderung, Familienzuwachs) können das ganze (zeitintensive) Produkt wertlos machen
  • Außerdem riskierst Du so, einen „riesigen Faktor“  in ein funktionierendes System einzuführen, der vielleicht riesige negative Wechselwirkungen auslöst

Systeme müssen langsam “hochgefahren” werden, und zwar die wichtigsten Hauptfaktoren gleichzeitig. Anstatt einen Faktor perfekt zu machen, mach lieber 3 Faktoren zum MVP.

Durch Arbeiten in Iterationen und mit MVPs kannst Du unerwünschte Downsides und unerwünschte Wechselwirkungen beobachten, ohne zu viel hinein investieren zu müssen und (im Falle eines bestehenden, funktionierenden Systems) ohne eine riesige Veränderung am System vorzunehmen (was großen Schaden anrichten könnte).


Video-Briefing

Video Vorschau

Dieser Blogbeitrag ist ein kleiner Auszug aus dem Booklet “Systemisches Denken”

  1. Iterationen und MVP. MVP heisst “Minimum Viable Product”, also die Mindest-Version was Du abliefern musst, damit etwas funktioniert.

Definition: “Iteration”

(von lateinisch iteratio: “Wiederholung”, iterare: “wiederholen”, iterum: “abermals, wieder”) Kommt ursprünglich aus der Programmierung und bedeutet: Ein Projekt immer wieder durchgehen und es mit jedem Durchgang zu schärfen und / oder zu verbessern.

Das Gegenwort zu iterativ wäre “inkrementell”, was so viel heißt wie: Ich fange vorne an und arbeite Stück für Stück durch, bis am Ende das perfekte Ding rauskommt. Das ist das, wie wir es gewohnt sind zu arbeiten. Von der Schule, von der Ausbildung. Wir streben im ersten Durchgang immer Richtung Perfektion. So wird es geprüft. Wenn Du alles richtig machst von Anfang an, dann kriegst Du eine Eins.

Dabei ist das gar nicht möglich. Also das, was Du gelernt hast, direkt auf das Ding loszugehen, das funktionieren wird, das ist nicht möglich in Systemen. Es geht nicht. Warum? Weil, selbst wenn das, was Du .. Du beobachtest, jetzt etwas sagst: “Ah, dieser Punkt fehlt.” Und dann fügst Du diesen Punkt perfekt ein. Auf einmal funktioniert es trotzdem nicht. Warum? Weil die anderen Sachen sich verändert haben. Versteht Ihr wie ich meine, die reagieren darauf.

Okay. Iteration am Beispiel: Bildhauer. 

Wenn zum Beispiel ein Bildhauer eine Statue aus einem Steinblock meißelt, dann fängt er nicht oben am Kopf an (inklusive Haarstruktur und aller Details, er fängt nicht so an) und arbeitet sich dann bis runter zu den Zehen. Das wäre auch problematisch, denn im Rahmen dessen könnte es sein, dass er am Ende feststellt, dass er gar keinen Platz mehr für die Zehen übrig hat. Aus diesem Grund arbeiten Bildhauer ganz anders:

  • Zuerst wird der Felsblock in eine grobe Form geschlagen.
  • Dann wird die grobe Form feiner gemeißelt.
  • Dann wird sie mit einem feinen Meißel noch feiner gemeißelt.
  • Dann werden die Kanten geschliffen.
  • Und erst zum Schluss werden die ganzen Details mit einem sehr kleinen Meißel “eingraviert”.

Ein Bildhauer geht also in Iterationen vor. Und genau dieses Prinzip solltest auch Du Dir angewöhnen. Fange mit neuen Dingen also nie vorne an und arbeite Dich bis zum Ende durch (also das wäre das inkrementelle Arbeiten), sondern mache es “iterativ” (= in mehreren Durchgängen).

In Systemen: Es bringt nichts, einen Faktor “perfekt” zu machen und die anderen nicht gleichzeitig auf ein höheres Niveau zu bringen, da ein veränderter Faktor auch die anderen mit verändern wird. Gehen wir gleich noch drauf ein auf den letzten Satz.

Aber hier schauen wir uns einfach mal an, wie iteratives Vorgehen aussähe. Was ist gemeint mit diesem Satz hier? Gehen wir zurück zu unserem Koiteich.

Einer der Hauptfaktoren beim Koiteich ist die Filtergröße, also, wie groß ist der Filter. Und jetzt sagst Du: “Hey, die Filtergröße mache ich perfekt. Ich mache jetzt einen riesigen Filter da rein!” Und Du hast drei Fische in Deinem Koiteich und kaum Pflanzen. Und der Koiteich ist eigentlich auch noch zu klein und die ganzen Mikroorganismen sind noch nicht da. Und so weiter, und so weiter. Was wird Dein großer Filter bringen? Die Antwort lautet: nix!

Denn: In diesem großen Filter sollen sich ja eigentlich Bakterien ansiedeln, die das Wasser reinigen. Wenn die jetzt aber keine Nährstoffe bekommen, was passiert mit den vielen Bakterien, die Du da für teuer Geld gekauft und reingeschüttet hast? Die verhungern! So, das heißt, Du würdest, wenn Du ein System erschaffst, nicht versuchen, einen Faktor perfekt zu machen, sondern Du würdest versuchen … hatten wir bei System … das Wort System heißt genau genommen “gleichzeitig aufstellen”, aus dem Griechischen “gleichzeitig aufstellen”.

So, das heißt, Du würdest die Hauptfaktoren, die Du allerdings erst mal kennen musst, versuchen, möglichst alle gleichzeitig hinzustellen, denn wenn Du sie nicht gleichzeitig hinstellst, funktioniert es nicht.

Gleiches Thema Erfolg. Erinnert Ihr Euch noch, “Reicher als die Geissens”. Ganz im Einleitungskapitel sage ich: “Okay, Erfolg ist nicht die eine Sache. Erfolg ist mehr ein Akkord, also Dinge, die gleichzeitig da sein müssen.” Ein System, wenn Du so möchtest, nicht eine [Sache]. So, und Du musst halt die einzelnen Faktoren da haben und die einigermaßen beherrschen. So ähnlich wie die Kapitel in “Reicher als die Geissens”. Wenn Du jegliches Kapitel ein wenig beherrscht, wird sich Dein Leben verbessern, wenn Du Dich nur auf eins fokussierst, also nur Marketing und Vertrieb, dann verpufft 90 Prozent Deiner Mühe, weil der Rest des Systems nicht da ist.

So, also nochmal: Es bringt nichts, einen Faktor “perfekt” zu machen und die anderen nicht gleichzeitig auf ein höheres Niveau zu bringen, da ein veränderter Faktor die anderen mitverändern wird. Also sprich: Du gehst immer wieder durch das System durch, erhöhst die Hauptfaktoren, verbesserst sie, verbesserst sie, verbesserst sie, verbesserst sie, aber praktisch gleichzeitig. Stückchen für Stückchen, iterativ. Nicht einen perfekt, denn der große Filter bringt nix. Die Bakterien da drin verhungern.

Er wird a) keinen Return bringen, direkt. Und b) kann es sogar sein, dass der große Filter jetzt wiederum Wechselwirkungen auf das Gesamtsystem auslöst und Du praktisch immer von einer Hektik, von einer Katastrophe, zur nächsten hechtest. Also das heißt, wenn Du ein ruhiges Leben haben möchtest, ohne dauernd Brände zu löschen, musst Du Deine Hauptfaktoren kennen und musst sie einfach Stück für Stück, iterativ, immer aufs nächste Level heben.

Die einzige Form, wie Du irgendetwas im Leben gebacken kriegst, ist iterativ, nicht inkrementell. Also Du kannst nicht vorne anfangen und hinten das perfekte Ding einsetzen. Geht nicht, weil die Sachen in Wechselwirkung stehen.

Teilnehmer: Also, wir sind dabei, unsere Strukturen und Prozesse zu optimieren, im Unternehmen, weil es bisher noch nicht passiert ist. Und Du sagst mir jetzt iterativ arbeiten, am besten. Das heißt jetzt nicht fokussiert behandeln, sondern alle so ein bisschen verbessern.

Alex: Kommt drauf an. Merkte Dir die Frage doch vielleicht bis zum Schluss, wenn wir durch alle sieben Punkte durch sind, denn das Thema Engpass, und so weiter, da gibt es dann, also es gibt schon was, wo Du ansetzt, nämlich immer am limitierenden Hauptfaktor.

Und es kommt halt drauf an, wie viele Ressourcen Du hast. Also angenommen, Du hast wenig Ressourcen, dann würdest Du immer am Engpass ansetzen. Du löst einen Engpass, bums, hast Du woanders einen Engpass. Dann löst Du den, bums, hast Du woanders einen Engpass. Und auf die Art und Weise optimierst Du das System eigentlich am schnellsten.

Einfach noch ein bisschen warten, denn die Punkte 1 bis 7 sind auch nicht getrennt, sondern sie wirken ähnlich systemisch alle gleichzeitig. Versteht Ihr, wie ich meine, auch der Engpass kann Upsides und Downsides haben, und so weiter.

Definition: “MVP” (Minimum Viable Product)

Der Begriff stammt auch aus der Programmierung und ist die Abkürzung für “Minimum Viable Product”. Ein MVP ist also die Minimalanforderung für ein wertvolles Produkt (also was muss das Ding mindestens haben, damit es nützlich ist), das in sich nutzbar ist und einen Wert hat und mit dem man erste Tests durchführen kann.

Also, wenn Du so möchtest, WhatsApp, ja. Mit WhatsApp konnte man ganz am Anfang MVP einfach Text-Messages versenden. Das war das MVP. Dann kamen Sprachnachrichten dazu, Bilder, Videos, dann Gruppen, dann Broadcasting (also Du kannst an eine Liste schicken). Jetzt kann man seinen Status posten. Das wurde nicht von Anfang an perfekt hingesetzt, sondern zuerst wurde das MVP gemacht, Minimum Viable Product, und es war einfach eine Verbesserung zur SMS.

Denn die SMS, vielleicht erinnert Ihr Euch noch, ist zum Beispiel früher einfach so gespeichert wurden, wie sie reinkamen. Die wurden nicht nach Absender sortiert, Du hattest keinen Gesprächsverlauf, nicht gesehen, wie die Konversation hin und her ging. Das war eigentlich das erste Ding, was WhatsApp groß gemacht hat. Das war das MVP.

MVP am Beispiel: App-Entwicklung

Du möchtest eine neue App mit zehn verschiedenen Funktionen (also Faktoren) entwickeln. Statt alle zehn auf einmal zu programmieren (was lange dauert und aufwendig ist), überlegst du, welche die wichtigsten drei Funktionen sind, die für den Nutzer wertvoll wären. Dann programmierst Du diese Funktionen, stellst sicher, dass sie wertvoll und nutzbar sind (aber ohne Schnickschnack, also minimalst) – und Du hast ein MVP, das Du schon mal verkaufen oder mit dem Du Tests durchführen kannst.

Und das dann wiederum Wechselwirkungen auslöst. Ein weiterer Grund, warum Du nicht auf Perfektion gehen solltest, ist, weil es zu lange dauert. Das widerspricht den blauen und roten Knöpfen. So, das heißt, Du baust was perfekt hin und dann wird’s eine Themaverfehlung und keine Sau will es.

So, der nächste Punkt, warum Du so arbeitest ist: Märkte verändern sich. So, Du hast jetzt eine Beobachtung. Nehmen wir an, sie ist korrekt. Basierend auf der jetzigen Beobachtung baust Du jetzt etwas Perfektes. Drei Jahre später ist es fertig, aber der Markt ist jetzt drei Jahre weiter und das System ist drei Jahre weiter.

Weiteres Beispiel: Du möchtest Dein Wohnzimmer neu gestalten. Anstatt alles sofort perfekt zu machen und hinterher festzustellen, dass es irgendwie doch nicht so aussieht, wie Du es eigentlich wolltest, könntest Du zuerst mit den wichtigsten Schlüsselelemente beginnen. Nach und nach würdest Du immer mehr verbessern und austauschen, bis es tatsächlich so ist, wie Du es haben wolltest.

Also, als Beispiel: Wer von Euch schon mal umgezogen ist, der weiß, dass wenn man sich da irgendwas kauft, man später nicht mehr zufrieden damit ist. Oder wer ein Haus neu gebaut hat, stellt fest, dass das eine die Theorie, das andere die Praxis ist.

Irgendwie fehlen da Steckdosen, da sind zu viele, die keiner benutzt. Eigentlich haben wir die Sitzgelegenheit da geplant, aber da setzt sich keiner hin, alle hocken nur in der Küche. Und so weiter, und so weiter. So, das ist etwas, was man rausfindet über Tests. Deswegen, wenn ich jetzt ein Haus neu beziehe, kommt da erst mal der billigste Kram rein.

Warum? Weil ich weiß, es ändert sich sowieso, nachdem es erst mal getestet wurde. Dinge, wo ich weiß, die sind 100 Prozent stabil, die sind aber selten, die kann man von Anfang an richtig machen. Aber glaube mir, selbst wenn Du ein Haus neu gebaut hast, das eine ist die Theorie, das andere ist die Praxis. Thema Steckdosen, Thema Lichtschalter. Jeder von Euch hat irgendwie Lichtschalter wohingeplant, die fasst Du nie. Und woanders, wo Du dauernd hinpasst, fehlen Dir zwei. Kannst Du aber vorher nicht machen, musst Du als MVP planen.

Nicht in Iterationen und zu arbeiten (also, indem Du nicht so arbeitest) und stattdessen zu versuchen, “sofort alles perfekt” zu machen, hat mehrere Risiken. Genau genommen hat es nicht mehr Risiken, Du nimmst Dir etwas Unmögliches vor.

  • Erstens: komplette Themaverfehlung

Das heißt, Du machst etwas, was keine Sau will. Da kommen wir jetzt auch gleich noch dazu, was Themenverfehlungen sind.

  • Zweitens: zu viel investierte Zeit und Ressourcen, ohne echtes Ergebnis

Widerspricht blauen und roten Knöpfen. Ihr seht also auch, wie die ganzen Sachen alle zusammenpassen.

  • Veränderte Umstände (zum Beispiel Marktveränderungen, Familienzuwachs) können das ganze (zeitintensive) Produkt wertlos machen.

Ja, Du baust etwas für Dich ein. Auf einmal gibt es Drillinge.

  • Außerdem riskierst Du so einen “riesigen Faktor” in ein funktionierendes System einzufügen und vielleicht riesige negative Wechselwirkungen auszulösen.

So, und jetzt hier ganz wichtig:

Systeme müssen langsam “hochgefahren” werden, und zwar die wichtigsten Hauptfaktoren gleichzeitig. Anstatt einen Faktor perfekt zu machen, mach lieber drei Faktoren zum MVP.

Also viele von Euch wissen ja, dass ich zum Beispiel in meinem Loft einen Koiteich habe.

Als ich den damals rein gebaut habe, war da einfach nur Wasser drin und sonst nichts. Dann habe ich den Bauarbeitern gesagt, dass sie bitte nicht auf die Toilette gehen sollen, sondern das kleine Geschäft bitte in den Teich verrichten sollen. Die dachten erst, ich würde sie verarschen. Sagte ich: “Nein, ich meine es wirklich ernst.” Ich habe es ihnen dann auch vorgemacht, damit sie die Hemmungen verlieren.

Warum war das notwendig? Warum? Ich musste den Filter hochfahren. Denn wenn wir da gleich Fische reingemacht hätten, die hätten zu viel produziert, und die Fische, denen wäre das Wasser nicht bekommen. Deswegen wurde erst mal in den Teich gepinkelt. Es wurden nitrifizierende Bakterien hinten rein geschüttet, in den Filter, der praktisch den Ammoniak aus dem Urin und so weiter weiterverarbeitet. Und so haben wir das Ding schön langsam hochgefahren.

Ich habe gesagt: “Nur kleines Geschäft, ja. Ich will da nichts schwimmen sehen.” Irgendwann haben wir dann drei Fische eingesetzt, drei kleine, und haben die auch nicht mit dem normalen Futter gefüttert, sondern mit Kellogg’s Cornflakes. Warum? Weil die wenig Proteine enthalten, weil sonst zu schnell zu viel Ammoniak rauskommt. Und wenn zu viel Ammoniak im Wasser ist, sterben die Bakterien. Die ersaufen praktisch in ihrem eigenen Fressen, wenn der Ammoniakwert zu hoch ist.

Also, es muss alles balanciert sein. Und so haben wir das Stück für Stück hochgefahren. Das ganze Hochfahren eines Koiteichs dauert zwei bis drei Monate. Ich habe wahnsinnig viel gelernt durch dieses Koizeugs, weil Du einfach sehr schnell die Wechselwirkungen sehen und messen kannst.

Also nochmal: Systeme müssen langsam “hochgefahren” werden und zwar die wichtigsten Hauptfaktoren gleichzeitig. Anstatt einen Faktor perfekt zu machen, mach lieber drei Faktoren zum MVP.

Deswegen ist Unternehmertum auch kein Walk in the Park, denn Du musst mehrere Hauptfaktoren gleichzeitig im Griff haben und gleichzeitig hochfahren. Wenn Du immer von einem wegrennst und zum anderen hin, und jetzt sagst Du “Nein, das ist der Faktor”, dann machst Du den und dann läuft der wieder runter, weil Du derweil wieder hier bist. Das nennt man das unternehmerische Hamsterrad.

Also: Durch Arbeiten in Iterationen (immer wieder durchgehen) und mit MVPs kannst Du unerwünschte Downsides und unerwünschte Wechselwirkungen beobachten, ohne zu viel hinein investieren zu müssen (Prinzip der roten und blauen Knöpfe) und (im Falle eines bestehenden funktionierenden Systems) ohne eine riesige Veränderung am System vorzunehmen (was großen Schaden anrichten könnte).

Thema Kinder. Kinder haben ein gewisses Verhalten. Einflussfaktoren Pubertät, soziales Umfeld in der Schule, Meinungsführer, und so weiter, und so weiter.

Viele Eltern denken immer, ihr Kind zeigt negatives Verhalten und das müssen sie jetzt sofort zum Ideal bringen. Ein klärendes Gespräch und ab jetzt ist alles anders. Versucht es mal! Ich kenne keinen, bei dem es funktioniert hat.

So, wenn Du Dein Kind eher im Iterationen handhabt sagst: “Guck mal, vielleicht ist es doch nicht so gut, jeden gleich zu verprügeln. Das könnte unerwünschte Wechselwirkungen auslösen.” Und das einfach immer wieder machst, und Du einfach schaust: “Verbessert es sich langsam?” Systeme, auch soziale Systeme müssen langsam hochgefahren werden. Das Kind muss auch sein System, wie es im Leben zurechtkommt, Stück für Stück entwickeln. Versuch auch nicht, bei Kindern den idealen Punkt auf einmal hinzukriegen. Geht nicht. Erwartung, also Du erwartest dann etwas, was nicht funktionieren kann, wenn Du es weißt. Dann funktioniert es nicht, dann bist Du verstimmt, dann schreist Du Dein Kind an, weil Du verstimmt bist. Nicht wegen dem Kind, sondern wegen Deiner falschen Erwartungen bist Du verstimmt. Ja, dann wird das Zeug sicher nicht besser. Also glaube mir, wenn Du das mal so richtig verstanden hast, aber auch hier muss ich Euch sagen, das Booklet musst Du zwei- bis dreimal durchgehen, inklusive Videos, damit Du den Matrix-Blick kriegst, wirklich.

Weil, schau mal, die ganzen Bücher haben ein Problem: Sie sind linear. Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3, Kapitel 4, Kapitel 5. Das gibt den falschen Eindruck, dass eine Sache, die zweite Sache, die dritte Sache. Nein, es ist alles gleichzeitig. Versteht Ihr, wie ich meine. 1, 2, 3, 4 ist nur deswegen 1, 2, 3, 4, weil man es so am leichtesten versteht. Das ist der Einstieg. Aber eigentlich ist es ein System.

Und während Du Kapitel 1 gelernt hast, weißt Du ja noch nichts von 2, 3, 4, 5 und 6 und somit kannst Du Kapitel 1 gar nicht ordentlich verstanden haben, wenn Du von den anderen Hauptfaktoren noch nichts weißt. Deswegen: Der erste Durchgang ist wirklich das Basic Ding. Danach weißt du, 10 Prozent. Ich predige das immer wieder, die Leute glauben es mir immer nicht. Such Dir lieber wertvollere Inhalte, die wirklich Prinzipien enthalten, die wirklich wertvollen Shit enthalten und geh die drei mal durch, anstatt dauernd irgendeinen Scheiß zu konsumieren.

Die Serie von diesen Booklets heißt bei uns “Fundamental Serie”. Warum? Weil sie so fundamental ist, dass Du, ohne dieses Fundament zu haben, Dir den Rest sparen kannst. Jedes Fundamental-Booklet dreimal durch. Glaubst mir, Du wirst sehen, danach sieht die Welt ganz anders aus. Ende der Predigt. Habt ihr noch Fragen?

Teilnehmer 2: Wo fange ich an und wo höre ich auf, systemisch zu denken? Ich denke, hole ich mir jetzt einen Kaffee oder nicht? Dann brauche ich kein systemisches Denken, außer ich will wissen, was für’n Einfluss hat Kaffee auf mich. Für wichtige Entscheidungen wie Umzug oder große unternehmerische Entscheidung, keine Frage. Aber wo fängt man an, systemisch zu denken? Wann wird es wirklich … Wann kommt der Benefit, wirklich, von systemischem Denken?

Alex: Schau, Du denkst ja in vielen Dingen schon systemisch, weil Du es gelernt hast als Erwachsener. So, Du weißt, wenn ich A mache, gibt es eine Wechselwirkung. Wenn ich B mache, gibt es eine Wechselwirkung. Also die Frage ist ja, ist ja eher wo stehst Du schon? Ein Kind zum Beispiel muss erstmal rausfinden, dass ein Teppichboden weniger Aua macht als Steinboden und dass 30 Zentimeter Höhe anders sind als 1 Meter Höhe, vom Aua-Faktor.

So, und die Frage ist, wo stehst Du schon? Aber genaugenommen sorgt systemisches Denken dafür, dass Du weniger Schmerzen erleidet. Also, würdest Du 1.000 Jahre leben, bräuchtest Du systemisches Denken nicht, Du bräuchtest nur große Schmerzmittel. Irgendwann würdest Du schon alles rauskriegen. Aber leider hast Du nur 70 Jahre zur Verfügung und die meisten Leute bevorzugen es, nicht so große Schmerzen zu haben.

Und dafür ist es da. Ich weiß schon, wohin Deine Frage zielt. Ja, wo verwende ich das? Ich gebe Dir folgenden Tipp: Ich würde es im ersten Schritt bei allem verwenden. Einfach deswegen, um Übung darin zu kriegen. Also auch beim Kaffee holen. Downsides des Kaffees, Upsides. Aha, wie kann ich die Upsides [Downsides] limitieren? Ich trink noch ein Glas Wasser dazu, weil Kaffee dehydriert.

So, fangen wir einfach das Ding mal an! Aha, Halbwertszeit von Koffein. Also, ich glaube, Koffein halbiert sich, ich glaube, alle drei Stunden, und das ist also relativ lang. Das heißt, wenn Du eigentlich um vier den Kaffee trinkst, dann bist Du abends immer noch voller Koffein, lalala. Ich bin jetzt nicht so tief drin in Kaffee-Halbwertszeit. Aber wenn es mich interessieren würde, ich spiele das jetzt noch mal kurz durch.

Dann ist die Frage: okay, Röststoffe, da gibt es ja sogenannte Nitrosamine. Also immer dann, wenn Du was röstet, entstehen so komische Chemikalien, die potenziell krebserregend sind, lalala. Ich trinke auch Kaffee, das ist alles nicht der Punkt. Aber das heißt, die Sachen einfach mal durchzuspielen, um zu sehen okay, wo steht man denn hier? Es sind ja interessante Sachen.

Ich habe zum Beispiel oft Leute, die einfach sagen, sie können nicht schlafen. Dann frage ich: “Wann trinkst Du denn eigentlich Deinen letzten Kaffee?” Dann sage ich: “Sehr schön, dann hör doch mal auf, ab 12 Uhr morgens Kaffee zu trinken.” Und auf einmal, oh Wunder, schlafen sie.

Der Übung wegen würde ich am Anfang mal überall ansetzen, einfach um es zu üben. Und grundlegend geht es ja sehr schnell. Schau, wenn Du das einmal in Dein Denken implementiert hast, also diese vier Hauptpunkte, Upsides, Downsides, Wechselwirkungen, Advocati Diaboli etc.

Grundlegend: Je wichtiger das System, je stabiler das System und je mehr Du an Hauptfaktoren arbeitest. Also wenn Du mich fragst, ist es jetzt so, der Kaffee ist natürlich eher ein Unterfaktor in Deiner Ernährung. Aber ich sage mal, würdest Du jetzt sagst: “Sehr schön, ich möchte einen Koch einstellen, der für mich kocht und meine Familie und mein Unternehmen”, dann wäre das sicherlich ein Hauptfaktor, den Du genauer unter die Lupe nehmen solltest.

Also, je “hauptfaktoriger” etwas ist, desto genauer sollte es angeschaut werden. Und dafür musst Du halt die Hauptfaktoren kennen. Das wird aber schnell unterschätzt. Jetzt als Beispiel: Die meisten Unternehmer sehen die Hauptfaktoren hauptsächlich in ihrem Business, ja, das da, Marketing und Fulfillment und so weiter. So, und jetzt auf einmal will die Frau die Scheidung.

Jetzt geht das Gestreite los, um Firmenwert, um Gelder. Die Aufmerksamkeit des Unternehmers wird weggezogen, und so weiter. Ein Faktor, den er völlig übersehen hat. Zum Beispiel.

Also noch eine Sache zum Thema Iteration und inkrementell. Also, Iteration ist, Du verbesserst es Stück für Stück. Inkrementelle, Du versuchst es von Anfang an perfekt zu machen. 

Daumenregel: Immer wenn Du was Neues probierst, einen neuen Faktor einfügst oder irgendetwas Neues machst, immer iterativ.

In dem Moment, wo Du weißt, wie es geht und es klonen möchtest, also, wenn Du weißt, wie man ein iPhone baut und das auch funktioniert und sich verkauft, dann gehst Du natürlich Richtung Perfektion. Perfektion kann man nicht erreichen, aber Du versuchst natürlich dann, das iPhone nicht halbherzig zu bauen, sondern immer in der bestmöglichen Qualität hintereinander weg. Die Verbesserung des iPhones würde man natürlich wieder iterativ machen, aber wenn Du jetzt iPhone 15 produzierst, dann arbeitest Du nicht iterativ.

Also Prototypen, immer iterativ, immer wenn Du etwas das erste Mal machst. Ich sage mal angenommen, Du bist bis Maßschneider, dann arbeitest Du immer iterativ. Aber angenommen, Du bist Zara, dann würdest Du erst Dinge maßschneidern und würde sie wieder verbessern, würde es sie wieder verbessern, würde sie testen, ob sie sich verkaufen und in dem Moment, wo Du sagst “blauer Knopf”, sagst Du sehr schön klonen und dann würdest Du nicht mehr iterativ arbeiten, dann würdest Du den Kram klonen.

Also bei Neu / Prototyp, immer wenn Du was Neues machst, iterativ. Immer dann, wenn es ein blauer Knopf ist, klonen. Aber auch beim Klonen drauf achten, nicht gleich von null auf 100. Denn auch ein funktionierender Motor – also Du baust einen neuen Motor, schreibe ich schon bei “Reicher als die Geissens” – wenn er auf dreieinhalb tausend Umdrehungen funktioniert, heißt das nicht, dass er auf achttausend auch noch funktioniert.

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